#bayernkreativPORTRAIT: Anja Dommel spricht mit uns über ihren Weg in die Selbstständigkeit, was die Berge mit ihrer Arbeit als Künstlerin zu tun haben und warum es ihrer Selbstvermarktung gut getan hat, sich thematisch einzuschränken.
ANja Dommel
Liebe Anja, in deinen Werken behandelst du primär das Thema Berge. Wieso hast du gerade diesen Themenschwerpunkt für deine Arbeit als selbstständige Künstlerin gewählt?
Die Berge sind für mich ein Sehnsuchtsort und symbolisieren einen Gegenentwurf zum Alltag. Wir alle kennen das ja, dass wir uns manchmal vorkommen, als wären wir in einem Hamsterrad eingesperrt. So ging es mir früher in meinem Bürojob. Irgendwann kommt wohl jeder von uns an den Punkt, wo wir dieses nie aufhörende Stressgefühl nicht mehr ertragen können. Wenn ich in den Bergen bin oder die Berge male, fahre ich endlich runter. Das Leben fühlt sich wieder lebendig an, völlig im Flow. Und so geht es ja ganz vielen Menschen. Es ist eine schöne Aufgabe, mich darauf zu fokussieren und diesem Thema meine Kunst zu widmen.
Nun möchtest du auch andere Künstler*innen dazu motivieren, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Was waren deiner Erfahrung nach die größten Herausforderungen zu Beginn?
Meine eigenen, limitierenden Glaubenssätze. Es war erstmal gar nicht so einfach, den Mut zu fassen, meine Komfortzone zu verlassen und es endlich selbst in die Hand zu nehmen. Aber seit ich diesen Schritt gegangen bin, habe ich es keinen Tag bereut.
In deinem Internetauftritt sprichst du davon, dass du mit deiner Kunst das besondere Gefühl, in den Bergen zu sein, zu den Menschen nach Hause bringen willst. Inwiefern hat dir das in der Verwirklichung deiner Selbstständigkeit als Künstlerin geholfen?
Ehrlich gesagt: Auf dem Weg zu meiner künstlerischen Intention bin ich viele Umwege gegangen. Ich bin froh, dieses Thema endlich für mich gefunden zu haben. Meine ganz persönliche Liebe zur Malerei und zu den Bergen zusammenzubringen, ist eine tolle Sache und hat so viele Vorteile: Mich hierauf zu konzentrieren und ganz bewusst thematisch einzuschränken, statt alles Mögliche zu malen, was mir spontan in den Sinn kommen würde, macht meinen Atelieralltag kreativer und vor allem auch produktiver. Die Planung und Realisierung neuer Gemäldeserien ist leichter und auch in meiner Selbstvermarktung kann ich klarer kommunizieren. Es wird einfach ein roter Faden sichtbar, was natürlich auch für die Außenwirkung und die Kundenansprache hilfreich ist.
Nun wird vor allem in der medialen Öffentlichkeit oft das Thema der Unterrepräsentation weiblicher Künstlerinnen in der Kunstlandschaft thematisiert. Wie sind deine Erfahrungen hier und kannst du aus deinem Werdegang ein motivierendes Fazit für andere Frauen aus der Kultur- und Kreativwirtschaft ziehen?
Ich persönlich kenne mindestens so viele Künstlerinnen wie Künstler und sehe keinen Grund, warum Frauen in der Kunst unterrepräsentiert sein sollten. Vielmehr bin ich davon überzeugt, dass wir alle es selbst in der Hand haben, unseren Fähigkeiten und unserer Persönlichkeit entsprechend künstlerisch tätig zu werden und das auch nach außen zu tragen. Was meiner Erfahrung nach am Ende zählt, ist das Durchhaltevermögen und der Wille, die Kunst nicht nur für sich selbst zu machen, sondern sie anderen zu widmen.
Was läuft deiner Meinung nach in der deutschen Kultur- und Kreativbranche für selbstständige Kunstschaffende gut und was müsste sich noch ändern?
Wir alle brauchen manchmal jemanden, der uns den Spiegel vorhält und uns einen Schubs in die richtige Richtung gibt. Mir fällt da direkt das von bayernkreativ durchgeführte Coaching-Angebot ein, das mir selbst dabei geholfen hat, der Kunst endlich mehr Platz in meinem Leben zu geben. In dieser Richtung darf es meiner Meinung nach generell noch viel mehr Programme geben. Auch aufklärende Angebote zum Thema Mindset und Burnout, da wir als kreative Selbständige besonders gefährdet sind, uns selbst auszubeuten.
Zum Abschluss: Was sind deine Ziele für die Zukunft als selbstständige Künstlerin und was möchtest du anderen Selbstständigen noch auf den Weg geben?
Ich möchte zukünftig noch viel mehr Menschen eine Freude mit meiner Kunst machen und in den Austausch mit Gleichgesinnten kommen, die das Gefühl in den Bergen genauso lieben, wie ich. An dieser Stelle ganz nebenbei erwähnt: Ich freue mich immer über Feedback zu meiner Kunst und E-Mails, um neue Kontakte zu knüpfen ð Außerdem plane ich in diesem Sommer einen Aufenthalt in den Bergen, mit Leinwänden, Farben und Pinseln im Gepäck, um vor Ort an neuen Kunstwerken zu arbeiten. Mein Tipp für andere Künstlerinnen und Künstler sind eigentlich zwei Tipps, ich finde beide gleich wichtig:
Zum Einen, nicht mehr länger passiv zu sein und auf irgendetwas von außen zu warten. Sondern aktiv loszugehen und die eigene Vision der Selbständigkeit wahr zu machen. Zum Anderen, sich darüber klar zu werden, ob man die Kunst eigentlich nur für sich selbst macht, oder ob man sie vielleicht lieber anderen Menschen widmen will. Und wenn ja, wem genau? Mit diesen Menschen in Kontakt zu kommen, macht die Kunst interessanter und bedeutungsvoller.
Die bayerische Kultur- und Kreativwirtschaft ist vital. Kooperativ. Vielstimmig. Und zukunftsrelevant. Wir stellen dir bayerische Akteurinnen und Akteure vor. Wie gestaltet sich deren Geschäftsmodell? Was treibt sie an?
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