#bayernkreativPORTRAIT: Die Gründerinnen des Start-ups RE-SHIRT entwickelten die erste temporäre, reversible Farbe für Textildruck, die es auf dem Markt gibt. Und statten damit nun Textilien aus, die sie im Leih- oder Kaufmodell Unternehmen zur Verfügung stellen: Teamwear nachhaltig gedacht. Vor kurzem wurde RE-SHIRT zu „Kultur- und Kreativpilot*innen 2022“ ausgezeichnet. Das Geschäftsmodell kommt also an; oder in anderen Worten: Re-SHIRT ist ein Best-Practice-Beispiel von „junge(n) Gedanken, (die) Karriere machen“. In unserem bayernkreativPORTRAIT verrät uns Emmy, was die beiden Gründerinnen verbindet, welche Herausforderungen mit der Rolle „Unternehmerin“ verbunden sind, was sie jungen Gründerinnen und Gründern rät, die ihr Business starten wollen – und warum eine Gründung im 21. Jahrhundert zwingend im Dienst der Nachhaltigkeit stehen muss.

Re-shirt

Bildnachweis: Alexander Fthenakis

Liebes RE-SHIRT-Team, euer Geschäftsmodell basiert auf T-Shirts zum Ausleihen mit reversiblen Textildrucken. Wie funktioniert dieses Modell genau? 

Richtig! Genau genommen haben wir dieses Geschäftsmodell, das unser Ursprungsgedanke gewesen ist, sogar schon um zwei weitere Bereiche erweitert. Doch gerne der Reihe nach. 

Möchte z. B. eine Veranstalterin oder ein Veranstalter Mitwirkende für einen kurzen Zeitraum mit einheitlicher Botschaft einkleiden, bieten wir bedruckte Textilien im Leihmodell an: Wir bedrucken reversibel, verleihen z. B. T-Shirts für alle Messebauerinnen und Messebauer der BAUMA in München für die Aufbauphase und sammeln diese nach dem Tragen – verschwitzt und knittrig – wieder ein. Es erfolgen Wäsche und Aufbereitung, bevor die Kleidungsstücke mit dem nächsten Kundenwunsch bedruckt wieder auf Tour gehen. Das Leihmodell denkt Textilien als echte Kreislaufprodukte und ist damit eine absolute Neuheit für den Veranstaltungsbereich. Das Bedürfnis nach gemeinschaftlichem Auftreten und Zuordnung sind entkoppelt von der Notwendigkeit, neue Textilien herzustellen! 

Die Alternative zum Leihmodell ist unser Kaufmodell. Hier erwerben unsere B2B-Kundinnen und -Kunden reversibel bedruckte Textilien für z. B. Mitarbeitende. Für einen bestimmten Moment erhalten diese somit einen spezifisch gestalteten Druck für das Sommerfest oder ein Jubiläum. Nach dem Anlass darf jeder das Kleidungsstück behalten, kann mit einer haushaltsüblichen Wäsche den Print rückstandslos entfernen und sich danach lange an einem guten Textil erfreuen. Der Kreislaufgedanke tritt hier etwas anders in Erscheinung: das Textil bleibt länger im Kreislauf – aber eben bei einer Nutzerin oder einem Nutzer. 

Als zusätzliche Erweiterung bringen wir diesen Sommer die „Magic Ink” im Lizenzmodell zum Verkauf heraus. Dies zunächst mit Fokus auf geographisch entfernteren Märkten, deren Abdeckung mit bedruckten Textilien vor allem im Leihmodell aus logistischen Gründen den ökologischen Fußabdruck negativ beeinflussen könnte. 

Mit den drei Angebotsszenarien erreichen wir unterschiedliche Kundengruppen, die spezifisch angesprochen werden: Agenturen und Dienstleisterinnen und Dienstleister erweitern mit RE-SHIRT ihr Portfolio, um eine ehrlich nachhaltige und nagelneue Alternative, die zur berechenbaren Verbesserung des ökologischen Fußabdrucks beiträgt. Teamverantwortliche in Unternehmen oder öffentlichen Einrichtungen erhalten mit RE-SHIRTs anstelle normaler bedruckter T-Shirts ein innovatives Angebot, sparen ab dem zweiten Anlass bares Geld und tragen zu den Nachhaltigkeitszielen ihres Unternehmens bei. Kurz gesagt: Nachhaltigkeits- und Marketingziele werden vereinbar. 

Modelle zur Kreislaufwirtschaft kennt man beispielsweise schon bei wiederverwendbaren Kaffee-to-go-Bechern. Wie seid ihr darauf gekommen, ein ähnliches Modell für T-Shirts zu entwickeln? 

Die Co-Founderin Anna Hadzelek hat sich schon frühzeitig, zum Ende ihres Studiums, mit der Altkleiderwirtschaft auseinandergesetzt. Bei weiterführenden Analysen hat sich herausgestellt, dass von den wirklich ausufernden Mengen an Kleidern, die allein in Deutschland täglich sortiert werden, gute 10 % bedruckte Textilien sind. Der zweite Blick zeigt: Genau diese Textilien befinden sich noch in fast neuwertigem Zustand! Woran kann das liegen? Vielleicht genau am Druck? Ausgehend von diesen Beobachtungen hat sich uns die Frage gestellt: Was wäre, wenn man Textilien wieder bedrucken könnte? 

Inspiriert und angestoßen von den glücklicherweise voranschreitenden Initiativen im Bereich der Kreislaufwirtschaft, haben wir dann weiter gedacht und das Leihmodell auf den Weg gebracht. Mit dem Leihmodell schaffen wir sowohl finanzielle als auch physische Entlastung für unsere Kundinnen und Kunden: Legen sich Firmen beispielshalber eigene Shirts ins Lager und lassen die bei uns wieder und wieder bedrucken, sparen sie bares Geld ab dem zweiten Auftrag, weil keine Anschaffungskosten für das Textil entstehen.  

Das Gewissen wird erleichtert, weil sich bei den Trägerinnen und Trägern keine Altlasten im Schrank häufen. Wer kennt es nicht: das bedruckte Shirt der letzten Veranstaltung – zu neu zum Entsorgen, zu hässlich zum Tragen (selbst in der Nacht) und eine ganze Kollektion braucht es für die potenzielle Renovierung der eigenen Wohnung leider auch nicht. 

Welchen beruflichen Hintergrund habt ihr beide? Was hat euch dazu bewegt, RE-SHIRT zu gründen? 

Hinter RE-SHIRT stecken zwei Gründerinnen mit Erfahrung in der Modebranche, aber auch im Journalismus sowie in der strategischen Beratung in den Bereichen Brandbuilding und Marketing. Uns eint die Lust am Erfinden, am Gründen, am Ausprobieren und daran, mutig zu sein.

Wir, Anna Hadzelek und Emmy Schumacher, kennen uns seit etwa 10 Jahren und haben fast die Hälfte davon gemeinsam in einem Münchner Mode-Start-up gearbeitet. Nachdem uns anschließend die Pfade jeweils in unterschiedliche Richtungen führten, arbeiten wir seit Herbst 2021 wieder zusammen an der Idee von RE-SHIRT, gründeten im Januar 2022 und sind seitdem dank großartigem Feedback und toller Förderungen beschwingt auf dem Weg des Wachstums.

Ein Start-up zu gründen ist ein großer Schritt. Ihr wurdet bereits für mehrere Nachhaltigkeitspreise nominiert, konntet T-Shirts für einige große Veranstaltungen verleihen und habt 2022 auch die Auszeichnung „Kultur- und Kreativpilot*innen“ erhalten. Diese Erfolge stimmen euch sicherlich zuversichtlich. Was sind eure Pläne für die Zukunft mit RE-SHIRT? 

Richtig! Das ist ein großer Schritt, gleichzeitig aber auch einer, der richtig viel Spaß macht. Neben unseren fachlichen Herausforderungen und der Arbeit an Produkt und Service, sehen wir uns hauptsächlich als Unternehmerinnen. Die mit dieser Rolle verbundenen Herausforderungen sind an vielen Stellen neu für uns, fordern jeden Tag Entscheidungen und ein hohes Maß an Flexibilität. Dieses Jump-and-Run-Spiel ist genau das Richtige für uns. 

Über die Preise freuen wir uns sehr, vor Allem aber, weil wir durch sie mehr Sichtbarkeit erhalten und es uns hilft, die Idee von RE-SHIRT, die Circular Economy, mit all ihrem Komfort und ihren Vorteilen bekannt zu machen. Nur mit zügigem wirtschaftlichem Wachstum erreichen wir den größtmöglichen Hebel für die Wasserersparnis und die Reduktion von textilem Abfall – zusammen ist beides der Kern unseres Purpose, der uns zum Gründen gebracht hat und uns jeden Tag antreibt. 

Dem folgend haben wir ein klares Ziel: Wir möchten alle textilen Single-Use Produkte durch RE-SHIRT Angebote und reversiblen Druck ersetzen. Wenn das so funktioniert, sind wir vermutlich Marktführer für diese Nische! 

Mit eurem Unternehmen seid ihr dem wichtigen Thema Nachhaltigkeit mit einer kreativen Idee begegnet. Was würdet ihr Menschen mitgeben, die ebenfalls eine unternehmerische Idee in die Tat umsetzen wollen? 

Einfach machen, sofort starten, nur in wenigen Momenten dem “wenn-und-aber” und den Sorgenfalten Platz geben. Wir sind überzeugt, dass eine Gründung im 21. Jahrhundert im Dienst der Nachhaltigkeit stehen muss – nicht mit alleinigem Fokus auf die Ökologie, insgesamt aber klar positioniert. 

Gleichzeitig darf unserer Auffassung nach die Nachhaltigkeit kein Selbstzweck sein, sie ist in der Zeit, in der wir leben, viel mehr eine Selbstverständlichkeit. Wir raten deshalb dazu, möglichst früh, möglichst viel und vor allem mit guten Menschen über die Idee und daraus resultierenden Möglichkeiten zu sprechen, um herauszufinden, ob junge Gedanken echt Karriere machen können. 

Die bayerische Kultur- und Kreativwirtschaft ist vital, kooperativ, vielstimmig und zukunftsrelevant. Wir stellen dir bayerische Akteurinnen und Akteure vor. Wie gestaltet sich deren Geschäftsmodell? Was treibt sie an?

Du möchtest uns auch gerne ein paar Fragen beantworten und Teil unserer Kampagne „bayernkreativPORTRAIT“ sein? Dann schreibe uns gerne eine E-Mail an kontakt@bayern-kreativ.de mit dem Stichwort „bayernkreativPORTRAIT“.