Kultur im digitalen Wandel: Die diesjährige Herbstakademie der Kulturpolitischen Gesellschaft in Augsburg widmete sich den tiefgreifenden Veränderungen im Kulturbereich durch digitale Transformationen. Nichts Geringeres als ein Systemupdate, also ein ganz grundlegender Neustart nach großen Veränderungen, stand im Raum zur Diskussion. Mit Blick auf die großen Transformationsprozesse dieser Zeit schien den Teilnehmenden ein systemisches Update tatsächlich unausweichlich. Anderthalb Tage lang wurde versucht, den Handlungsspielraum der Kulturschaffenden in diesen Prozessen zu vermessen und mögliche Handlungsoptionen aufzuzeigen.

Mit den Mitteln der Kunst und Kultur den Kulturwandel vorantreiben – hin zu einer grünen und diversen Gesellschaft, das war das Motto, unter dem sowohl der Klimawandel als auch die digitale Transformation diskutiert wurden.

Mit den Mitteln der Kunst und Kultur den Kulturwandel vorantreiben – hin zu einer grünen und diversen Gesellschaft, das war das Motto, unter dem sowohl der Klimawandel als auch die digitale Transformation diskutiert wurden. Welchen Beitrag kann der Kulturbetrieb eigentlich leisten? Welche Möglichkeiten öffnen sich, wenn der digitale Raum über die etablierten Standards hinaus erschlossen wird? Und kann Digitalität die grüne Transformation des Kulturbetriebs voranbringen?

Die KuPoGe-Herbstakademie in Augsburg

Gleich zu Beginn wurde deutlich: Das systemische Update scheint notwendig, denn strukturell sind noch zu wenige Weichen gestellt, sind wegweisende Projekte doch immer noch stark personenabhängig. Die Gastgeberstadt Augsburg hatte hier einige Beispiele zu bieten, im Bereich der darstellenden Künste mit dem Digitaltheater am Staatstheater Augsburg, geleitet von Tina Lorenz (Digitaltheater — Staatstheater Augsburg (staatstheater-augsburg.de).

Dabei ist der digital-analoge Lebensraum längst alltäglich und eine strukturelle Ausrichtung auch auf diesen Raum im Kulturbetrieb überfällig.

Wo aber soll der Kulturbetrieb ansetzen, wenn die digitalen Anwendungen ganz andere Finanzierungen erfordern als in der gewohnten Kulturförderung angelegt? Wenn Projekte im kaum erschlossenen digitalen Raum auch schiefgehen dürfen müssen, weil niemand weiß, ob und wie das Publikum ins Digitale folgen wird, oder ob neue Zielgruppen gewonnen werden können? Wenn genau diese Freiräume im Kosten- und Erfolgsdruck der Kulturprojektförderlogik fehlen?

Um den Kulturbetrieb tatsächlich verändern zu können und neue Räume zu erschließen, wurde zunehmend deutlich, dass es Vermittelnde oder Katalysatoren benötigt. Um zwischen digitalen Möglichkeitsräumen und der Kulturbranche sinnvolle Schnittmengen und Betätigungsfelder aufzutun, werden Kenntnisse aus beiden Welten benötigt. Die Konsequenz wäre, auch die Vermittlung und Beratung als eine weitere Komponente des Updates von Kulturförderung mitzudenken, neben neuen Freiräumen und Anpassungen der Förderungen auf die Anforderungen und Erfordernisse im Feld der IT. Kulturförderung kann als eines der wichtigsten Instrumente der Kulturpolitik nicht wirksam sein, wenn sie nicht ganzheitlich gedacht wird und Raum für Transformationsprozesse in den Einrichtungen und auch in Projekten schafft. Und nicht zuletzt auch die Kompetenzen mit aufbaut, die die Einrichtungen und die Freie Szene benötigen, um nachhaltig funktionale Strukturen schaffen zu können. Dazu braucht es neben ganzheitlicher Förderung auch Netzwerke, um eben dieses Wissen austauschen und weitergeben zu können, um nachhaltige systemische Veränderungen zu schaffen.

Eindrucksvolle Beispiele für ein Engagement von Kulturschaffenden für den sozialen und den grünen Wandel lieferte Nicola Bramkamp mit dem „Save-the-world“-Projekt aus Bonn, als Preisträgerin des diesjährigen KulturGESTALTEN-Preises (SAVE THE WORLD). Wirkungsprinzip für einen Systemwandel kann nur sein, „mainstreamig“ zu werden und auch immer die globale Ebene mitzudenken. Weswegen sie Glamour und Glitzer neben die Gletscherschmelze stellte und deutlich machte, dass das kollektive Wachrütteln nur über die „Geschichten des Gelingens“ gelingen könne.

Nicht zuletzt wurde auch vom Kulturbetrieb mehr Offenheit eingefordert, um Neues auszuprobieren und auch die Möglichkeiten zu sehen statt einseitig die Risiken, damit auch neue Instrumente wie KI oder Augmented Reality in Kulturprojekten und -Einrichtungen Spaß bringen. Den Kulturschaffenden genauso wie dem Publikum.