#bayernkreativPORTRAIT: Vielseitigkeit ist bei Marthe Programm: Die Künstlerin fotografiert, beschäftigt sich mit Malerei und Druckgrafiken und betreibt eine eigene Kunstwerkstatt inklusive Gästehaus in Kohlberg. In unserem bayernkreativPORTRAIT erzählt Marthe uns, welche Wirkung ihre maßgeschneiderten Kunstkonzepte für Geschäftskundinnen und -kunden entfalten können, wie die „eigenwillige Krankheit Kunst“ ihr Leben prägt und was Besuchende in der Kunstwerkstatt Kohlberg erwartet. Erfahre außerdem, wie ihre Reisen und Begegnungen mit verschiedenen Kulturen ihre Arbeit beeinflussen und welche Pläne sie für das Kunstquartier in Regensburg hegt.

Marthe Leithenmayr

Liebe Marthe, du bist eine äußert vielseitige Künstlerin. Du fotografierst, beschäftigst dich mit Malerei und Druckgrafiken und betreibst eine eigene Kunstwerkstatt in Kohlberg. Gelernt hast du ursprünglich den Beruf der Zahntechnikerin. Was hat dich dazu gebracht die Kunst zu deinem Lebensmittelpunkt zu machen und deine Schaffenskraft gerade in diesen Bereichen auszuleben?

Die Kunst ist eine sehr eigenwillige Krankheit, die in unterschiedlicher Ausprägung auftritt. Bei den einen verläuft sie in Schüben und ebbt dazwischen wieder ab, bei anderen ist sie wohl chronisch, hat aber einen sehr milden Verlauf, sehr viele sind völlig immun und dann gibt es noch die, die an beiden Enden brennen, deren komplettes Leben „durchkunstet“ ist. Ich gehöre wohl zur letzteren Gattung.

Geboren bist du in Österreich. Deine Ausstellungen waren unter anderem schon in Wien, Dresden und Saumur in Frankreich zu sehen. Was hat dich nach Bayern verschlagen?

Tja, das war ganz klassisch die Liebe. Erst nur zu einem Oberpfälzer, dann zur ganzen Oberpfalz, darum bin ich geblieben. Ich bin jetzt seit 20 Jahren in Bayern und seit 15 Jahren habe ich mein kleines österreichisches Hoheitsgebiet in der Kunstwerkstatt Kohlberg.

Du bietest deiner Kundschaft an, speziell für ihre Räumlichkeiten ein maßgeschneidertes Kunstkonzept zu entwickeln. Dabei hast du schon von Arztpraxen über Rechtsanwaltskanzleien bis hin zu Banken die unterschiedlichsten Geschäftsräume ausgestattet. Wie gehst du bei deiner Arbeit vor?

Ich mache mir ein Bild von der vorhandenen Architektur und vor allem von dem, was sich in diesen Räumlichkeiten abspielt. Welche Vorstellungen hat die Kundschaft? Welche Form der Kunst unterstreicht die Unternehmensphilosophie?

Was kann ein kreatives, inspirierendes und durchdachtes Kunstkonzept in solchen alltäglichen und oft sehr funktionell gestalteten Orten wie Geschäfts- und Arbeitsräumen deiner Meinung nach bewirken?

Einerseits die Außenwirkung auf die Kundschaft, Patientinnen und Patienten, Klientel etc.

Bilder und Skulpturen sind soft skills, die Werte transportieren, die ohne Worte einen ersten wichtigen Eindruck verschaffen. Abgewandelt: Zeig mir deine Wände und ich sag dir wer du bist.

Andererseits – und vielleicht noch viel wichtiger, die Wirkung auf die Menschen, die dort täglich arbeiten, deren Wohlbefinden sich messbar auf die Arbeitsleistung auswirkt. Wo gehe ich lieber hin? In eine uninspirierte Gebäudehülle mit Nichts- oder bestenfalls uralten Kunstdrucken aus dem Möbelhaus oder in durchdacht gestaltete Räume, die den darin arbeitenden Menschen auch eine gewisse Wertschätzung entgegenbringen?

Im Laufe deiner künstlerischen Karriere hat es dich auch öfter mal ins Ausland verschlagen. So hast du beispielsweise Studienreisen nach Indien und Südostasien unternommen. Woher nimmst du die Inspiration für deine Arbeit und welche Rolle spielen dabei die Eindrücke deiner Reisen?

Ich bin ein sehr neugieriger Mensch und liebe es Menschen zu lesen. Mich mit ihrer Kultur auseinanderzusetzen. Von diesen Reisen fließen unterschiedliche Dinge in meine Arbeit ein. Die sichtbarste Komponente ist natürlich die Fotografie, die sich in meinem Containerprojekt und in den Triple Views ganz leicht nachvollziehen lässt. Aber natürlich beeinflussen auch die Farben eines Landes meine Arbeit.

Du betreibst auch ein Gästehaus in deiner Kunstwerkstatt in Kohlberg. Richtet sich das Angebot primär an andere Kultur- und Kreativschaffende oder können deine Gäste sich auch einfach so bei dir einquartieren?

Meine Gäste kommen aus allen Bereichen, aber viele schätzen auch den intimen Blick ins Atelier oder die kunstsinnigen Gespräche bei einem Glas Rotwein.

Zusammen mit der Goldschmiedin Susanne Wenzel betreibst du neben deiner Kunstwerkstatt in Kohlberg auch das „Kunstquartier“ in Regensburg, wo es nicht nur eure Werke zu sehen, sondern auch immer wieder Veranstaltungen zu besuchen gibt. Welche Veranstaltungen habt ihr momentan in der Pipeline?

Das Kunstquartier verändert sich im Moment und zieht Ende August ins Atelierhaus in der Von-der-Thann-Straße in Regensburg. Unsere legendären „Kocktails, Kunst- und Klunkerparties“ werden dann in einer neuen Form dort stattfinden. Seid gespannt und schaut gelegentlich auf die Webseite: www.kunstquartier-regensburg.de

Letztes Jahr hast du bei dem Hilfsprojekt Art4Ukraine mitgewirkt, das in einer Kunstauktion Geld für den guten Zweck gesammelt hat. Magst du uns von dem Projekt erzählen?

Die Firma Art28 in Tübingen hat spontan auf die fürchterlichen Zustände in der Ukraine reagiert und in einem Aufruf an befreundete Kunstschaffende um Arbeiten gebeten. Es war uns allen eine Riesenfreude damit innerhalb weniger Wochen 100.000 Euro zu generieren und damit zu helfen.

Die bayerische Kultur- und Kreativwirtschaft ist vital, kooperativ, vielstimmig und zukunftsrelevant. Wir stellen dir bayerische Akteurinnen und Akteure vor. Wie gestaltet sich deren Geschäftsmodell? Was treibt sie an?

Du möchtest uns auch gerne ein paar Fragen beantworten und Teil unserer Kampagne „bayernkreativPORTRAIT“ sein? Dann schreibe uns gerne eine E-Mail an kontakt@bayern-kreativ.de mit dem Stichwort „bayernkreativPORTRAIT“.