Der Tag X nach der Crowd war das Thema eines Workshops von bayernkreativ bei der Crowdfunding Konferenz DISCOVER:ME am 23. Mai 2015 in Nürnberg.

Crowdfunding ist gerade für die Kultur- und Kreativwirtschaft wichtig, um Projekte jenseits klassischer Finanzierungsformen zu realisieren. Allein 2014 wurden in Deutschland über 1.000 Projekte mit einem Gesamtvolumen von rund 8,7 Mio. Euro über Crowdfunding finanziert, darunter Musik- und Hörbuchproduktionen, Festivals, Theater- und Tanzproduktionen und Filme.

Neben der Finanzierung geht es beim Crowdfunding auch darum, bereits frühzeitig Publikum und Nutzer einzubinden. Was aber geschieht nach einer erfolgreichen Crowdfunding Kampagne? Welche Formen der Anschlussfinanzierung gibt es? Wie kann Crowdfunding strategisch in die unternehmerische Entwicklung integriert werden? Anhand von Beispielen aus der Praxis lernten die Workshopteilnehmer drei ganz unterschiedliche Perspektiven kennen.

Für Anke Johannsen zeigt sich, dass die gewonnene Aufmerksamkeit der wahre Wert der Crowdfundingkampagne ist. Im August 2011 nahm Anke mit der ANKE JOHANNSEN BAND ihr Album „Es war einmal…“ auf. Die Band finanzierte ihre CD schon damals teilweise mit Crowdfunding, was den Musikern Berichterstattungen im WDR und ZDF einbrachte. Dass die „Nebeneffekte“ ihrer Crowdfunding-Kampagne damit weit wertvoller für sie würden, als der eingespielte Betrag von 3.500€, war damals nicht vorhersehbar.

Eine vegane Jacke aus Kork? Im Laden für 600€? Viel zu viel für ein derart neues Produkt! Das jedenfalls dachte sich die Crew von BLEED ORGANIC CLOTHING aus der eco-veganen Streetwearszene. Gemeinsam mit Kristoffer Schwetje hat Bleed das Crowdfunding für die neue Kollektion auf den Weg gebracht. So kann der Zwischenhändler erst einmal außen vor und der Preis niedriger gehalten werden – und damit auch die Überwindungsschwelle der Käufer, um die neuen Klamotten aus Kork zu testen.

Mit O.R.pheus, einem außergewöhnlichen Mix aus Musiktheater, Real-Life-Game und Kunstinstallation, inszeniert Evelyn Hriberšek eine faszinierende virtuell-analoge Welt, die den Besucher in ihren Bann zieht: Ausgerüstet mit einem Smartphone erforscht der Besucher für 30 Minuten allein und uneingeschränkt die Überreste einer retrofuturistischen Klinik eines Tiefbunkers mitten in München. Über versteckte Codes und Augmented-Reality-Technologien erweckt der Spieler Räume, Bilder und Figuren zu neuem Leben und dringt immer tiefer in die düstere Vision einer schönen neuen Welt ein. In dieser ungewöhnlichen Zusammenführung von Kunst, Games und neuen Technologien kreiert sich jeder Besucher bei O.R.pheus sein eigenes, exklusives Erlebnis und seine persönliche Grenzerfahrung. Bei der Suche nach mutigen Partnern und starken Investoren „stolperte“ Evelyn Hriberšek über Crowdfunding und entschloss sich zu einer Kampagne, in deren Verlauf sie etliche Vorteile, aber auch Nachteile des Phänomens Crowdfunding erlebte.