#bayernkreativPORTRAIT: Der feministische Buchverlag &Töchter – einer der bayerischen Kultur- und Kreativpilot*innen 2022 – hat sich auf das Verlegen von populären Sachbüchern zu feministischen und gesellschaftspolitischen Themen spezialisiert. Vor allem die Förderung von Nachwuchstalenten ist den vier Verlegerinnen Laura Nerbel, Elena Straßl, Jessica Taso und Sarah Zechel ein besonderes Anliegen. Aber auch Literatur wieder nahbar machen und den Zeitgeist treffen. Menschen zum Lesen zu bringen – egal ob in analoger oder in digitaler Form. Denn Bücher vermitteln wichtige Kompetenzen, schaffen Verständnis für andere Perspektiven, machen kreativ und öffnen den Geist. So leisten &Töchter ihren Beitrag zu einer diverseren, nachhaltigeren und mutigeren Gesellschaft.

& TOEchter

© Markus Hensel

Liebe &Töchter, herzliche Glückwünsche erst einmal zur Auszeichnung „Kultur- und Kreativpilot*innen 2022“. Es freut uns, dass es euch gelungen ist, erfolgreich einen Verlag für Nachwuchstalente zu etablieren. Dürfen wir als Erstes fragen, wie viele Menschen eure Bücher mittlerweile lesen und welche Märkte ihr bedient?   

Vielen Dank! Wir freuen uns ebenfalls sehr über die Würdigung durch die Auszeichnung der Kultur- und Kreativpilot*innen 2022”! Wir verlegen populäre Sachbücher zu feministischen und gesellschaftspolitischen Themen, die vor allem von jungen Frauen zwischen 20 und 50 gelesen werden. Aber auch unsere Elterngeneration zeigt mehr und mehr Interesse an feministischen Themen, was wir toll finden, denn gesellschaftlicher Wandel muss auf mehreren Ebenen und über Generationen hinweg passieren. 

&Töchter – Verlag und mehr. Was steckt hinter diesem Namen?

Man kennt ja diese Unternehmensnamen wie „Müller & Söhne“. Früher war es üblich, dass Söhne die Unternehmen ihrer Väter mit- oder weitergeführt haben. Da wir aber vier junge Frauen und vollkommen unabhängig sind, kam uns der Name „&Töchter “, der einfach für sich alleine stehen kann. Hinter „und mehr“ steckt vor allem unsere Veranstaltungsreihe „rauschen&Töchter“, mit der wir den Verlag ursprünglich gestartet haben. Mit Veranstaltungen an außergewöhnlichen Orten machen wir die Literatur wieder zum Gespräch und geben jungen Nachwuchsautorinnen und -autoren eine Plattform, um ihre Texte erstmals einem Publikum zu präsentieren. Außerdem sind wir immer für Workshops rund um die Themen Verlagsbranche/Schreiben/Marketing zu haben und kooperieren häufig mit anderen Unternehmen, um Veranstaltungen zu organisieren. 

Ihr bietet mit eurem Verlag feministischen Perspektiven und dem Thema Nachhaltigkeit eine literarische Plattform. Welches Potenzial steckt in Büchern, das nicht in Nachrichtenkanälen oder sozialen Medien ausgeschöpft werden kann? 

Das Lesen von Büchern erfordert Konzentration. Anders als Fernsehen oder Podcasts muss man sich vollkommen auf das Buch einlassen, um das Geschriebene zu erfassen. Das Gehirn wird angeregt und zum Mitdenken gezwungen. Wir erfahren tiefe und umfassende Einblicke in ein Thema. Das Lesen ermöglicht außerdem einen Moment des Rückzugs, den wir uns in unserer schnelllebigen, krisengebeutelten Welt häufig wünschen.  

Digitalisierung und zunehmend auch die Digitalität machen einen immer größeren Teil unseres Lebens aus. Seht ihr einen Unterschied zwischen digitalen und analogen Büchern? Macht es einen Unterschied, wie man das geschriebene Wort wahrnimmt?

Im Verlag sind wir alle definitiv Printliebhaberinnen. Die Haptik, das Design, die Einmerker im Buch – das sind alles Dinge, die wir schätzen und die uns persönlich wichtig sind. Bei all den digitalen Medien, die wir konsumieren, kann das analoge Buch eine willkommene Abwechslung sein, die digitale Welt mal für ein paar Stunden zu verlassen und nicht auf einen Bildschirm schauen zu müssen. Trotzdem sind für uns analoge und digitale Bücher gleichwertig und alle unsere Titel sind auch als E-Books erhältlich, denn am Ende soll es ja vor allem um den Inhalt gehen und darum, ihn möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen – auch denjenigen, die sich beispielsweise gerade kein Buch für 24 Euro leisten können. 

Was denkt ihr, warum es wichtig ist, dass Jugendliche aber natürlich auch andere Generationen weiterhin lesen?

Bücher vermitteln wichtige Kompetenzen, zum Beispiel Einfühlungsvermögen und ein Verständnis für andere Lebensweisen und Perspektiven. Wissen wird in strukturierter, informativer und faktensicherer Form angeboten und ermöglicht eine intensivere Beschäftigung mit Themen, die wir in unserem Alltag sonst nur streifen würden. Lesen trainiert unsere Vorstellungskraft, macht kreativ und stimuliert unseren Geist. Und wem das noch nicht genug ist: Bücher entführen uns in Welten jenseits unserer Vorstellungskraft, entspannen und aktivieren gleichermaßen.  

Habt ihr auch noch andere Ideen, wie man Jugendliche zum Lesen bringen kann? 

Wir glauben, dass wir vor allem über Veranstaltungen Interesse an der Literatur und dem Lesen wecken können. Wenn junge Leute merken, dass es nicht immer hochtrabende Wasserglaslesungen sein müssen, sondern man auch einen ungezwungenen Abend mit Freundinnen und Freunden in einer coolen Location verbringen und trotzdem Kultur erleben kann. Literatur muss wieder nahbarer werden! Und auch über die Themen können wir die junge Generation erreichen. Angesichts der verschiedenen Krisen, denen wir aktuell gegenüberstehen und die uns alle direkt betreffen, wollen und müssen sich ganz viele junge Leute mit Themen wie Nachhaltigkeit, Rassismus oder Feminismus auseinandersetzen. Das politische Interesse ist da und damit auch die Notwendigkeit von Informations- und Wissensvermittlung zu bestimmten Themen. 

Welche Visionen habt ihr für euren Verlag und was liegt euch für die Zukunft besonders am Herzen?

Wir möchten gerne mehr Bücher machen und Platz für Themen und Perspektiven schaffen, die bisher zu wenig gehört wurden, wie beispielsweise die von queeren Menschen oder Menschen mit Behinderung. Als feministischer Verlag tragen auch wir Verantwortung für eine gerechtere Gesellschaft, in der alle Menschen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Klasse und Körper, ein gutes Leben leben können. Mit unseren Büchern versuchen wir einen kleinen Teil dazu beizutragen und hoffen, das auch in Zukunft weiterhin tun zu können. 

Die bayerische Kultur- und Kreativwirtschaft ist vital, kooperativ, vielstimmig und zukunftsrelevant. Wir stellen dir bayerische Akteurinnen und Akteure vor. Wie gestaltet sich deren Geschäftsmodell? Was treibt sie an?

Du möchtest uns auch gerne ein paar Fragen beantworten und Teil unserer Kampagne „bayernkreativPORTRAIT“ sein? Dann schreibe uns gerne eine E-Mail an kontakt@bayern-kreativ.de mit dem Stichwort „bayernkreativPORTRAIT“.