#bayernkreativPORTRAIT: Musiker und Soziologe Anton Schröpfer erzählt uns heute von seinem großen Projekt und dem Geschäftsmodell dahinter, den Herausforderungen und seiner Vision für „Teach.Meet.Beat„. Auf dem Campusgelände in Niederviehbach findet sein Projekt und Kreativgewerbe ab 16. Juli 2022 ein Zuhause.

Teach.Meet.beat

Lieber Anton, obwohl du hauptberuflich Soziologe an der TU München bist: Welche Rolle spielen Musik und Kultur für dich?

Musik und Kultur sind für mich Lebenskonstanten. In der Musik finde ich eine ganz eigentümliche Realität, in der ich mich ausprobieren und völlig verlieren kann, ohne dabei ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Es ist außerdem wirklich seltsam: Obwohl ich mit der Musik noch kein wirkliches Geld verdiene, gibt mir Musik das Vertrauen, dass ich mir um die Zukunft keine Sorgen machen muss, weil sie mich zu etwas führen wird. Und siehe da: Sie führt mich zu bayernkreativ und ich finde es wirklich sehr nett, dass ich hier für euch Porträt stehen darf. 

Welche Projekte hast du bisher realisiert und welchen Mehrwert haben solche Projekte gesamtgesellschaftlich und speziell für die Kultur- und Kreativwirtschaftsbranche?

Als Produzent, Sänger und Interpret realisiere ich eigene Musikprojekte. Doch empfinde ich es darüber hinaus als sehr wichtig, mich ehrenamtlich zu engagieren. Aktuell arbeite ich intensiv mit einer Lehrkraft, Denise Müller, aus dem Städt. Willi-Graf-Gymnasium München zusammen. Gestartet hat alles mit einem Projektseminar zum Thema Akustik und Physik, für das ich unterstützend tätig war. Darauf folgten kleine Workshops für Musikproduktion, in dem ich Schüler:innen geholfen habe, ihr eigenes Stück („Act as One“) zu vertonen. Für eine ehemalige Schülerin des Gymnasiums, Sofia Lainovic, habe ich außerdem kostenlos eine Single „Let the People Talk“ (2019) und eine EP „Sofia“ (2020) (mit)produziert sowie die Single „I will not bother anymore“ (2021) im Bereich Vocal Recording und Mixing unterstützt und die Produktion angeleitet.

Ich sehe den Mehrwert solcher Projekte darin, dass sich junge Menschen sehr früh mit Musikproduktion auseinandersetzen – und dies noch ganz frei von irgendwelchen Vermarktungsgedanken. Sie geben Jugendlichen die Chance etwas Eigenes zu kreieren und in die Welt zu setzen. Damit kann man ihnen zeigen, dass man sich einen Weg bahnen kann, der die Chance in sich trägt Musik nach eigenen Wertvorstellungen zu machen. Zudem lernen sie in sozialen Gruppen zu arbeiten, sich gegenseitig zu öffnen und zu inspirieren, um ihrem Wissens- und Erfahrungshorizont etwas Gutes zu tun. Und wer weiß: Vielleicht entdeckt jemand durch solche Workshops sogar neue Leidenschaften im Bereich Audio, Multimedia und Tontechnik, die in Zukunft berufsprägend sein können. Ich finde Sofia Lainovic ist aktuell ein schönes Beispiel, das zeigt, inwiefern die Kultur- und Kreativwirtschaft von solchen Projekten profitieren kann. Sie spielt mittlerweile regelmäßig Auftritte in München und ihre Songs liefen bereits öfters in regionalen Slots gängiger Radiosender (u.a. Bayern 3).

Talentförderung ist dir ein wichtiges Anliegen in deiner Arbeit als Musikproduzent. Daher hast du auch das Projekt Teach.Meet.Beat ins Leben gerufen. Was kannst du uns darüber erzählen? Was ist das Besondere daran und welche Ziele verfolgt dieses Veranstaltungsformat?

Teach.Meet.Beat. ist der Name meines Kreativgewerbes, das ich gegründet habe. Es wird am 16. Juli 2022 offiziell gestartet. Neben der gewerblichen Schiene im Bereich Musikproduktion, Workshops und Studiovermietung, liegt das Hauptaugenmerk von TMB darauf Projekte nach dem gemeinnützigen Vorbild zu realisieren. In Formaten, die ich z.B. „Soundwerkstatt“ nenne, geht es darum, dass möglichst diverse Teilnehmer:innen zusammen ein völlig eigenes Musikstück schreiben und vertonen. An sich sind solche Ansätze nicht neu. Doch was es – zumindest in der Region Niederbayern – noch nicht gibt ist ein Ort, der extra hierfür geschaffen wurde. TMB war nämlich am Neubau eines Campusgebäudes in Niederviehbach beteiligt, in dem sich ein Tonstudio, ein Ideation Space und Seminarräume unter einem Dach vereinen. Um Jugendlichen dort aber auch Erfahrungen durch unterschiedliche Musiker:innen und Expert:innen aus der regionalen Musikszene geben zu können, versuche ich für die Durchführung solcher Projekte proaktiv Kulturfördergelder einzuwerben. Dies tue ich zum Beispiel gerade mit dem Kulturverein Kultur entfaltet Talent e.V.. Gerne möchte ich mehr solcher Projekte starten. 

Was sind deine Zukunftsvisionen für das Projekt Teach.Meet.Beat und welchen Mehrwert siehst du hier für die Kultur- und Kreativwirtschaftsbranche in Niederbayern?

Ich hoffe, dass es mir auf lange Sicht gelingt, Raum und Zeit für ein künstlerisches Leben und Projekte dieser Art zu erschaffen. Die niederbayerische Kultur- und Kreativwirtschaftsbranche profitiert davon bestenfalls in Form guter Musik, neuer Nachwuchstalente und neuer Buttom-Up-Ansätze für organisationale Zusammenarbeit oder branchenübergreifende Vernetzungs- und Kooperationsmöglichkeiten. Gelingen kann all das natürlich nur mit Hilfe neuer Partnerschaften – daran und dafür arbeite ich gerade.

Was war die größte Herausforderung für dich bei Teach.Meet.Beat?

Folgende 3 Dinge: 1) Der Gründungsakt an sich, 2) sich als Soziologie einmal als Unternehmer einzulassen, trotz begründeter Vorbehalte dagegen und 3) das Schaffen von Schnittstellen zwischen Musik, Soziologie, Bildung und Innovation, die es so noch gar nicht gibt.

Die bayerische Kultur- und Kreativwirtschaft ist vital. Kooperativ. Vielstimmig. Und zukunftsrelevant. Wir stellen dir bayerische Akteurinnen und Akteure vor. Wie gestaltet sich deren Geschäftsmodell? Was treibt sie an?

Du möchtest uns auch gerne ein paar Fragen beantworten und Teil unserer Kampagne „bayernkreativPORTRAIT“ sein? Dann schreibe uns gerne eine E-Mail an kontakt@bayern-kreativ.de mit dem Stichwort „bayernkreativPORTRAIT“.