#bayernkreativPORTRAIT: Stefan verfügt über ein breites Spektrum an Fähigkeiten und kreativen Leidenschaften: Er ist Journalist, DJ und Romanautor. Aufgewachsen in einer kleinen Gemeinde in Schwaben, lebt Stefan heute in München. Dort ist er für die Süddeutsche Zeitung sowie den Bayerischen Rundfunk tätig, schreibt Essays und Reportagen beispielsweise über Musik, Klimaaktivismus oder Gesellschaft. Mehrfach wurde er für seine journalistische Arbeit ausgezeichnet. Vor einiger Zeit gründete er mit anderen Musikbegeisterten das „Ritual:Digital-Kollektiv“, das auch in München Partys veranstaltet. Seit 2024 ist Stefan auch als Romanautor tätig: Sein erstes Buch erschien im Februar mit dem Titel „Trabant“ im Otto Müller Verlag Salzburg. Gefördert wurde der Schreibprozess durch das Literaturstipendium „Junge Kunst und neue Wege“ durch den Freistaat Bayern. Im Interview erzählt er u. a. von seinem Werdegang und was er sich für seine Zukunft zwischen Text und Musik wünscht …
Ich arbeite gerne als Journalist, auch als DJ, aber die Arbeit an einem literarischen Stoff erfüllt mich am meisten.
Stefan Sommer
Stefan sommer
Bildnachweis: Jonas Höschl
1. Lieber Stefan, als Journalist wurdest du ausgezeichnet mit dem „International Music Journalism Award“ 2020 in der Kategorie „Beste musikjournalistische Arbeit unter 30“ sowie mit dem „Ernst Schneider Preis“ für Wirtschaftsjournalismus 2021, und arbeitest u. a. für das Magazin „SZ Jetzt“ der Süddeutschen Zeitung. Wie bist du zum Journalismus gekommen?
Das war nie eine Frage für mich (lacht). Ich wollte immer Journalist werden. Zuerst habe ich Germanistik und Medienwissenschaft in Tübingen studiert. Dann Praktika über Praktika über Praktika. Wie alle. Irgendwann war ich zur richtigen Zeit am richtigen Ort und habe offene Menschen wie Christoph Lindemann vom Bayerischen Rundfunk oder Lara Thiede von SZ Jetzt kennenlernen können, die mir eine Chance gegeben haben.
2. Neben deiner hauptberuflichen journalistischen Tätigkeit hast du im Februar 2024 deinen Debütroman mit dem Titel „Trabant“ veröffentlicht. Wie kam es dazu? Hattest du schon länger den Wunsch, ein Buch zu schreiben?
Ich arbeite seit mehreren Jahren an dieser Geschichte. Zuerst war es eine Kurzgeschichte. Irgendwann hatte ich hundert Seiten zusammen. Dann habe ich fünfzig gelöscht, zwanzig geschrieben, drei Kapitel gelöscht und wieder fünf Kapitel geschrieben. Und irgendwann hatte ich eine Figur und eine Geschichte und irgendwann sogar ein ganzes Buch. Heute bin ich sehr stolz auf den Roman und meine Hauptfigur Juri, der eine Nacht über die Autobahnen Osteuropas brettert und sich fragt, wer seine Eltern eigentlich wirklich sind.
3. Für den Sommer 2021 hast du das Literaturstipendium „Junge Kunst und neue Wege“ durch den Freistaat Bayern erhalten. Inwiefern hat dich das Stipendium unterstützen können? Welche Unterstützung hättest du dir über das Stipendium hinaus gewünscht?
Das Stipendium hat mein Buch erst möglich gemacht. Deshalb konnte ich mich für mehrere Monate allein auf das Schreiben an meinem Roman konzentrieren. Große Teile des Buchs sind in dieser Zeit entstanden. Und ehrlich gesagt auch die Teile, die ich selbst besonders mag. Deshalb in ich dafür sehr, sehr dankbar. Was ich mir vielleicht noch gewünscht hätte, wären Gespräch über den Text, also inhaltliche Begleitung gewesen.
4. Neben dem Medium Text spielt Musik eine große Rolle in deinem Leben. Als DJ bist du Teil des DJ-Kollektiv „Ritual:Digital“. Kannst du uns mehr darüber erzählen?
Ja, das „Ritual:Digital-Kollektiv“ habe ich mit befreundeten Menschen vor Jahren in Stuttgart gegründet. Nun veranstalten wir Partys auch in München. Zum Beispiel: im Club Goldener Reiter. Dazu gehören: Inspektor Lenny, Florian Bühler, Tamara Wirth, Banali und ich. Ich bin stolz auf die Truppe – und wie sich alles über die Jahre entwickelt hat.
5. Autorinnen und Autoren gelten oft als introvertiert, müssen sich am Markt aber behaupten und sich vermarkten. Als DJ hingegen bist du es gewohnt auf der Bühne zu stehen. Hartnäckigkeit zeichnet wiederum Menschen aus, die im Bereich Journalismus arbeiten. Kannst du bei deiner jeweiligen Tätigkeit von den Erfahrungen aus den anderen Tätigkeiten profitieren?
Ich merke immer mehr, dass meine journalistische Arbeit – also, die Recherche, mit Menschen über ihre besonderen Leben und Umstände sprechen – für meine literarische Arbeit immer wichtiger werden wird. Ich bin nicht sicher, ob ich genügend Fantasie besitze, ganze Welten aus dem Nichts zu bevölkern. Aber ich weiß, dass ich eine Welt recherchieren kann, dass ich fiktionalisieren kann, was mir echte Menschen aus einem echten Milieu oder Kosmos erzählen. Aktuell arbeite ich an meinem zweiten Buch, das sich mit der Welt der Superstars-DJs und ihrem einsamen Jetsetleben beschäftigen wird.
6. Was wünschst du dir für deine berufliche Zukunft? Könntest du dir vorstellen deine Tätigkeiten als Journalist, Autor und DJ in einem Projekt zu bündeln? Oder soll es mehr nach dem Motto gehen: tagsüber Journalist, abends Autor und nachts DJ?
Auf keinen Fall, alles gleichzeitig (lacht). Dafür habe ich nicht mehr die Kraft. Ich arbeite gerne als Journalist, auch als DJ, aber die Arbeit an einem literarischen Stoff erfüllt mich am meisten. Auch wenn mich diese Arbeit auch am traurigsten, wütendsten, müdesten machen kann. Ich bin gespannt, was in Zukunft daraus werden wird!
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