#bayernkreativPORTRAIT: Wir haben mit Spiegel-Bestseller-Autorin Nicola Anker über Chancen und Potenziale der Kinder- und Jugendliteratur gesprochen, über magische Momente und die Herausforderung, diese „kritische Zielgruppe“ zu unterhalten und wie sie bei ihrer Arbeit als Autorin von ihren inneren Kind profitiert. Außerdem erzählt uns Nicola von Team Tino – der Zusammenarbeit mit Musiker Pietro Lombardi.

Fun fact: Nicola ist einem Teil des bayernkreativ-Teams längst bekannt. Als Stipendiatin des Stipendienprogramms „Junge Kunst und neue Wege“ des StMWKs haben wir ihren Antrag bearbeitet. Herzlichen Glückwunsch!

Nicola Anker

© privat, Nicola Anker

Liebe Nicola, bevor du Kinderbuchautorin geworden bist, hast du zuerst eine Ausbildung als Medienkauffrau und später das Schreibstudium mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendbuchliteratur aufgenommen. Inwiefern würdest du sagen, hat dir vor allem deine Ausbildung als Medienkauffrau bei der Umsetzung deines heutigen Geschäftsmodells als freie Kinderbuchautorin geholfen? Welche Tipps könntest du anderen freiberuflichen Autorinnen und Autoren hier geben?

In meiner Ausbildung als Medienkauffrau habe ich einiges rund um die Verlagsbranche gelernt. Davon profitiere ich jetzt auch als Kinderbuchautorin, weil ich die Zusammenhänge, Fachbegriffe und Abläufe kenne. Genauso helfen mir aber auch meine anderweitigen Berufserfahrungen. Denn selbst, wenn ich damals eine ganz andere Richtung eingeschlagen hätte, könnte ich aus dem Erfahrungsschatz nun schöpfen. Daher ist mein Tipp an alle Autorinnen und Autoren, die freiberuflich durchstarten wollen: man kann immer von seinen Vorerfahrungen profitieren. Und breit mit seinem Wissen aufgestellt zu sein, macht einen nur umso flexibler.

Der Schwerpunkt deines Studiums lag später auf der Kinder- und Jugendbuchliteratur. Wieso gerade dieser Schwerpunkt? Was begeistert oder fasziniert dich an diese Literatur?

Vermutlich ist es dieser Schwerpunkt geworden, weil ich immer noch einen ausgeprägten Zugang zu „meinem inneren Kind“ habe. Ich liebe es Kinder- und Jugendbücher zu schreiben, weil diese fantasievoller sein dürfen als die klassische Erwachsenenliteratur. Dort wird zudem meist nur ein bestimmtes Genre bedient. Im Kinder- und Jugendbuchbereich steht mir stattdessen eine große Bandbreite zur Auswahl: von Abenteuer, über Krimi oder Liebesgeschichte ist alles dabei. Dazu kommt die Zielgruppe: zum einen muss ich mich jedes Mal an das jeweilige Alter anpassen und zum anderen sind Kinder und Jugendliche ein sehr kritisches Publikum. Wenn ihnen was nicht gefällt, legen sie es sofort weg. Also viel mehr Abwechslung. Aber auch eine echte Herausforderung. Und das spornt mich an.

Was möchtest du Kindern durch dein kreatives Schaffen als Autorin mit auf den Weg geben? Welche Themen sind dir dabei besonders wichtig?

In erster Linie möchte ich die Kinder mit meinen Geschichten gut unterhalten. Sie sollen mit den Figuren mitfühlen und mit ihnen Konflikte meistern. Sie sollen lachen, sie sollen über sich hinauswachsen. Manchmal lernen sie dadurch, wie wichtig es ist an seine Träume zu glauben. Manchmal lernen sie, den Wert von Freundschaft zu schätzen. Es gibt verschiedene Botschaften, die unterschwellig mitschwingen. Aber der Spaß steht für mich immer im Vordergrund.

Zusammen mit dem Musiker Pietro Lombardi hast du das Buch „Dino Tino“ geschrieben, welches u.a. noch vor dem eigentlichen Erscheinungsdatum auf der Bestseller Liste gelandet ist. Wie war diese Erfahrung für dich und wie hast du als Autorin die Zusammenarbeit mit einem Musiker empfunden?

Wenn mir das jemand vor zwei Jahren gesagt hätte, hätte ich der Person niemals geglaubt. Als die Anfrage über meine Literaturagentur kam, war ich daher mehr als überrascht. Diese Erfahrung ist immer noch etwas ganz Besonderes für mich. Die Zusammenarbeit im Team Tino macht mir sehr viel Spaß. Und dass der erste Band gleich so gut ankam, hat uns riesig gefreut. Nun sind wir schon ganz aufgeregt. Denn Band 2 „Dino Tino und das magische Lied der Elemente“ ist gerade frisch erschienen.

Neben deinem Schaffen als freie Autorin bietest du auch eine Schreibwerkstatt oder Lesungen für Kinder an. Woran merkst du bei dieser Arbeit, dass du bei den Kindern gerade wirklich etwas erreichst oder bewegst?

Das sind die Momente, wenn die Kids begeistert auf mich zukommen. Wenn sie mich mit ihren Fragen löchern und alles von mir wissen wollen. Oder wenn ich mir ihre Geschichten durchlese und wieder einmal völlig baff bin, was sie da in kurzer Zeit erschaffen haben. Und wie stolz sie sind, wenn ich mich ein Jahr später noch an sie und ihre Geschichte erinnere. Das sind magische Momente. Und wer weiß, vielleicht tritt ja mal eines von ihnen in meine Fußstapfen?

Aus deiner Sicht als Autorin: Gibt es noch Verbesserungspotenzial in der deutschen Kinder- und Jugendbuchliteratur-Szene?

Na klar, optimieren kann man immer. Um einen Punkt konkret zu nennen: die Wichtigkeit der Kinder- und Jugendbücher auf dem gesamten Literaturmarkt noch stärker hervorzuheben. Je lieber Kinder lesen, desto wahrscheinlicher lesen sie auch, wenn sie groß sind. Und das wirkt sich auf die Auflagenzahlen der Erwachsenenliteratur von Morgen aus.

Die bayerische Kultur- und Kreativwirtschaft ist vital, kooperativ, vielstimmig und zukunftsrelevant. Wir stellen dir bayerische Akteurinnen und Akteure vor. Wie gestaltet sich deren Geschäftsmodell? Was treibt sie an?

Du möchtest uns auch gerne ein paar Fragen beantworten und Teil unserer Kampagne „bayernkreativPORTRAIT“ sein? Dann schreibe uns gerne eine E-Mail an kontakt@bayern-kreativ.de mit dem Stichwort „bayernkreativPORTRAIT“.