Wie der Z-Bau mehr als nur die Kulturszene der Stadt verändert
Nürnbergs Schmelztiegel für die Kultur der Gegenwart
Der Nürnberger Z-Bau bietet bei unscheinbarem Äußeren viel Raum für die verschiedensten Kulturströmungen der Gegenwart. Dabei hat das Areal eine bewegte Geschichte hinter sich. Es dauerte einige Zeit, bis aus der ehemaligen Kaserne das „Haus für Gegenwartskultur“ wurde. Doch die Aktiven werden diesem Anspruch mehr als gerecht – und zeigen, wie vielfältig Kultur heute sein kann. Von HipHop bis zum Comic Café.
„Horchamol“, steht an der Fassade des Nürnberger Z-Baus, direkt in der Nähe eines großen Eingangs, gesprüht in ungelenken Buchstaben, aber so groß, dass es auch weithin gut sichtbar ist. Eine Ansage, die den Anspruch des Z-Baus gut wiedergibt. Der fränkische Ausspruch bedeutet nämlich so viel wie: „Aufgepasst!“ Wer den Z-Bau betritt, erschließt sich die Kultur in all ihren Strömungen sofort. Und möchte einfach bleiben, weil die große Anlage eben so viel Platz für unterschiedliche Dinge bietet. Wer von der Lesung der Galerie etwa zu den Toiletten läuft, hört das Dröhnen von Black Metal aus dem Saal. Wer vom Rollenspieltreff kommt, kann sich gleich im gemütlichen Biergarten niederlassen und den Abend ausklingen lassen. Viele Ideen, viel Inspiration.
Das offene Kulturzentrum bietet auf mehr als 5.500 Quadratmetern Fläche Platz für das kulturelle Leben in all seinen Formen. Konzertsäle, Studios, Projektbüros, Werkstätten, ein Tonstudio, der Kunstverein Hintere Cramergasse e. V., dazu der erwähnte Biergarten – all dies befindet sich im und um den Z-Bau. Kein Wunder, dass er heute fester Anlaufpunkt für viele Franken zu allen möglichen Anlässen ist.
„Es ist mittlerweile auch ein Ort, an dem sich sehr viel das Nachtleben abspielt und viele verschiedene Menschen aufeinandertreffen“, sagt Geschäftsführer Steffen Zimmermann. Ein Begegnungsort einerseits, ein Ort der kulturellen Bildung andererseits. „Von der Podiumsdiskussion bis zur Party bilden wir ab, was in Nürnberg an Kultur wichtig ist.“ Alles stets mit dem Blick auf Diversität und interdisziplinären Verständigung. Der Z-Bau ist für alle Menschen offen und stellt sich damit klar gegen Diskriminierung. Was sich viele Veranstalter auf die Fahne schreiben, beim Z-Bau aber konsequent gelebt wird.
Offenes Zentrum für Gegenwartskultur
Ursprünglich war der Z-Bau mal Teil einer 1939 errichteten Südkaserne, in der SS-Einheiten untergebracht waren. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs übernahm die US-Armee den Komplex. Als es zu deren Abzug Anfang der Neunziger kam, zog in das „Z-Bau“ genannte Gebäude der Südkaserne 200 die alternative Kulturszene ein. Als Zwischennutzung bis zum Abriss des maroden Gebäudes. (Den Namen bekam es durch seine Form aus der Vogelperspektive verpasst.) Doch es kam anders.
Nach vielen Jahren voller Diskussionen beschloss der Nürnberger Stadtrat 2011 eine Generealsanierung. Vier Jahre später folgte im Oktober die Eröffnung, nun als offenes Zentrum für Gegenwartskultur. Das Poster mit den ersten Veranstaltungsankündigungen hängt noch heute im Büro von Steffen Zimmermann.
„Das zentrale Thema für uns ist, dass wir uns auf den ganzen Bereich der Alternativkultur konzentrieren, und in dem Segment auch Räume zur Verfügung stellen.“ Entsprechend breit aufgestellt sind die verschiedenen Veranstaltungen im Z-Bau. Auf einen Hackathon folgt ein Wochenmarkt. Den einen Tag schauen die Fußballjournalisten Arnd Zeigler und Philipp Köster für eine Lesung vorbei, den anderen findet eine Fachtagung für innovative Drogenarbeit statt. „Wir machen wenige Eigenveranstaltungen, sondern schauen eher, dass wir Leute mit ins Haus holen, die diese Räume hier dann für ihre Arbeit und ihrer Themen nutzen können.“
Atmosphäre zeichnet Bau aus
Nachdem die Zwischennutzung nicht verlängert wurde, gründete sich die GkF – Gesellschaft für kulturelle Freiräume, bestehend aus dem Kunstverein Hintere Cramergasse e. V., der Musikzentrale Nürnberg und der Stadt Nürnberg. Aus diesem Zusammenschluss ging das Konzept für den Z-Bau hervor – mit einer nonprofitären gemeinwohlorientierten Grundausrichtung. Oder wie es im Leitbild heißt: „Als Haus für Gegenwartskultur bildet er das heterogene Feld zeitgenössischer Musik-, Kunst- und Kulturströmungen ab, auf dessen Gelände seine Akteur*innen einen gestaltbaren und geschützten Freiraum finden.“
„Was den Bau auszeichnet, ist schon die Atmosphäre“, so Zimmermann. „Einmal das Gebäude an sich, aber auch die Raumaufteilung.“ Was einst für Unterbringung und Ausbildung von Streitkräften gedacht war, erweist sich für den Veranstaltungsbetrieb als ideal. Denn durch die verschiedenen Räume und deren Größen lassen sich verschiedene Formate und Menschen zusammenbringen. Einmal drehte die Band Kettcar ein Musikvideo in den Räumen, dann wieder schmeißt ein international agierendes Unternehmen aus der Region ein großes Event im Z-Bau.
Im Z-Bau finden heute in Zusammenarbeit mit der Messe Nürnberg auch Veranstaltungen statt, Fachleute halten hier ihre Vorträge. Mit der Kreativwirtschaft der Stadt gebe es sowieso viele Kooperationen, sagt Zimmermann. „Viele Veranstaltende sind natürlich Kunstschaffende, die dies als Gewerbe betreiben und in diesen Räumen damit Geld verdienen können.“
Viele Veranstaltende sind natürlich Kunstschaffende, die dies als Gewerbe betreiben und in diesen Räumen damit Geld verdienen können.
Steffen Zimmermann, Geschäftsführer Z-Bau
Und wohin bewegt sich der Z-Bau in den nächsten Jahren?
Kultur in all ihrer Vielfalt fördern
„Der Z-Bau ist ein Haus für Gegenwartskultur und wir möchten uns möglichst nach dem richten, was auch gerade in irgendeiner Form Bedarf hat. Wir wollen flexibel und offen bleiben.“ Die Kultur in all ihrer Vielfalt fördern. Weiterhin. Denn damit ist der Z-Bau auch als fester Bestandteil in der Stadtpolitik angekommen. All dies sei eine Teamleistung, sagt Steffen Zimmermann, ebenso wie die Auszeichnung zum bayerischen Kreativort. Knapp 85 Menschen gehören heute zum erweiterten Team des Z-Baus, die dafür sorgen, dass sich die Kultur hier bündelt und in den Räumen zusammenfindet.
Das blieb auch in der Stadtpolitik nicht unbemerkt:
Nürnbergs Z-Bau ist es in kürzester Zeit gelungen, zu einem für die Stadt unverzichtbaren Kultur- und Kreativort zu werden. Hier arbeiten Künstler und Kollektive, hier entstehen Ideen, die das Stadtleben und die Stadtgesellschaft mitprägen, hier pulsiert die Leidenschaft für Neues und Innovatives. Dass diese stetig positive Entwicklung nun durch den Bayerischen Staatspreis für Kreativorte gewürdigt wird, ist konsequente Folge der hier geleisteten Arbeit und des Einsatzes der Menschen, die den Z-Bau prägen. Eine verdiente Auszeichnung, zu der ich herzlich gratulieren möchte.
Prof. Dr. Julia Lehner, 2. Bürgermeisterin der Stadt Nürnberg und Kulturpolitikerin (CSU)
Und der Z-Bau könnte bald eine noch wichtigere Rolle für die Stadt spielen. Mit dem Quartier Lichtenreuth entsteht in direkter Nähe des Z-Baus ein neues Areal zum Wohnen und Arbeiten mit vielen Grünflächen. Schon heute gehört dieser Kreativort zum festen Bestandteil in Nürnberg mit einem fortschrittlichen Verständnis von Kultur und Kreativarbeit. Was auch weit über die Stadtgrenzen hinaus aufhorchen lässt.