#bayernkreativPORTRAIT: Wir haben mit Ingo Pawelke gesprochen, der mit seiner Traumfabrik 2016 als „Kultur- und Kreativpilot“ ausgezeichnet wurde. Er erzählt uns unter anderem, welchen Herausforderungen sich das seit 1980 bestehende Kunst- und Kulturhaus stellen muss; wie er es schafft, Menschen in den Traumfabrik zu locken, die sonst das ganze Jahr ohne Live-Kultur auskommen und wie die Traumfabrik Vergangenheit mit Zukunft verknüpft.

Die TRaumfabrik

Nicole und Ingo Pawelke © Gert Krautbauer

Lieber Ingo, nun bist du ja studierter Betriebswirt. Wie passen deiner Meinung nach Betriebswirtschaft und die Kunst- und Kulturbranche zusammen? Und was war deine Motivation als Betriebswirt in der Kultur- und Kreativwirtschaft Fuß zu fassen?

Damit Kreativität frei fließen kann und damit man Kunst und Kultur dauerhaft betreiben kann, muss die betriebswirtschaftliche Basis funktionieren. Wenn man Kunst und Kultur in einer relevanten Größe betreiben will, muss man auch auf die Zahlen achten. Somit gehen BWL und Kultur am besten Hand in Hand.

Ich muss aber gestehen, dass dies bei mir Zufall ist. In die Kulturbranche wurde ich hineingeboren, weil mein Vater Rainer Pawelke 1980 das Showtheater Traumfabrik gegründet hat und ich bereits als 6-jähriger vor über 1.000 Zuschauern ins Mikrofon gesprochen habe. Vielleicht auch ein bisschen zum Trotz habe ich dann das vermeintliche Gegenteil studiert: BWL. Zehn Jahre habe ich dann im Marketing gearbeitet, bevor ich dann doch ins Familienunternehmen eingestiegen bin.

Der Slogan der Traumfabrik lautet „Showtheater der Phantasie“. Was darf man sich darunter konkret vorstellen?

Die Traumfabrik verbindet die verschiedenen Stile aus Show, Varieté, Magie und Theater. Wir wollen unsere Gäste für einen Abend in eine andere Welt voller Fantasie, Illusionen und Artistik entführen.

Welchen Mehrwert leistet deiner Meinung nach die Traumfabrik für die Kultur- und Kreativwirtschaft Bayerns, aber auch darüber hinaus?

Ich denke, dass wir es schaffen, Menschen in eine Kulturveranstaltung zu bringen, die ansonsten das ganze Jahr ohne Live-Kultur leben. Wir locken sie mit Bildern von Salto und Artistik. Und in der Traumfabrik sehen sie dann darüber hinaus auch die Darbietungen unseres Ensembles, die neuartige Genre-Mischungen darstellen, die nicht in einem 4-Sekunden-Youtube-Ausschnitt funktionieren, aber live umso mehr fesseln, weil wir Ungesehenes erschaffen, indem wir Künstlerinnen und Künstler aus sonst getrennten Genres dazu bringen, in einer 8-Minuten-Szene Tanz, Mimentheater, Comedy und Zauberkunst verschmelzen zu lassen.

2016 habt ihr die Auszeichnung „Kultur- und Kreativpiloten“ gewonnen. Was hat die Auszeichnung für euch verändert?

Fürs Ego können wir jetzt sagen, dass wir schonmal im Kanzleramt empfangen wurden. Ok, im Ernst: Inhaltlich hat uns das Coaching, das wir dort erhalten haben, ordentlich Rückenwind gegeben, dass das, was wir tun, richtig und gut ist.

Jetzt ist die Traumfabrik ja ein jahrzehntelang etabliertes Kunst- und Kulturhaus. Mit welchen Herausforderungen habt ihr heute (noch) zu kämpfen?

Wenn ich mal die Sonder-Herausforderungen der Jahre 2020-2022 außen vor lassen darf, muss ich sagen, dass wir in der glücklichen Lage sind, auftretende Herausforderungen ganz gut meistern zu können. Das mag daran liegen, dass wir ein Team aus unterschiedlichen Disziplinen und Hintergründen sind. Junge und sehr Erfahrene, BWLer und Tänzerinnen, Traditionalisten und Avangardistinnen.

Ein Unternehmen, das so lange besteht, muss sicherlich auch immer mit der Zeit gehen. Gerade in der Kultur- und Kreativwirtschaft, einer sehr fluiden Branche, sicherlich eine immer wieder herausfordernde Tätigkeit. Wie setzt ihr das für euch um und was sind eure Pläne für die Zukunft?

Genau das ist das Spannende: Wir wollen den Geist und die Philosophie der Traumfabrik von 1980 weiter leben und dies in die Jetzt-Zeit übersetzen und auch zukünftig neu interpretieren. So setzen wir jetzt Computer- und LED-Technik auf der Bühne ein, die es natürlich 1980 nicht gab. Wichtig ist aber, dass dies keine überbordende Technik-Schau zum Selbstzweck wird, sondern weiterhin die Faszination und den Charme der Verzauberung durch Illusionen mit scheinbar einfachen Mitteln ist. Da muss ich den Schauspieler Götz Otto zitieren, der diesen gewünschten Effekt beschrieben hat: „Ich finde die große Sensation der Traumfabrik findet nicht auf der Bühne statt, sondern im Kopf und vor allen Dingen auch im Herzen des Zuschauers.“

Die bayerische Kultur- und Kreativwirtschaft ist vital, kooperativ, vielstimmig und zukunftsrelevant. Wir stellen dir bayerische Akteurinnen und Akteure vor. Wie gestaltet sich deren Geschäftsmodell? Was treibt sie an?

Du möchtest uns auch gerne ein paar Fragen beantworten und Teil unserer Kampagne „bayernkreativPORTRAIT“ sein? Dann schreibe uns gerne eine E-Mail an kontakt@bayern-kreativ.de mit dem Stichwort „bayernkreativPORTRAIT“.