Was hat sie zur Schauspielerei geführt? Warum kehrt sie immer wieder auf die mobile Bühne des Kulturmobils zurück? Und was verbindet für sie Theaterpädagogik, Regie und Schauspiel? In unserem Interview gibt Schauspielerin Henriette Heine Einblicke in ihren Weg von Niederbayern auf Bühne, Bildschirm und ans Mikrofon. Sie spricht über prägende Erfahrungen, künstlerische Vielseitigkeit und warum sie sich ihre Arbeit ohne Tiefgang, Vielfalt und gesellschaftliche Relevanz nicht vorstellen kann.
Schauspielerin, Sprecherin & Theaterpädagogin
Henriette ist freischaffende Schauspielerin, Sprecherin und Theaterpädagogin. Aufgewachsen in Niederbayern, führten sie erste Schritte ans Theater an der Rott und zum Kulturmobil. Heute arbeitet sie vielseitig zwischen Bühne, Kamera und Mikrofon.

Henriette heine
Es ist genauso wichtig, ob einen das Theater, die Stadt, das Team, die Bedingungen, die Entwicklungsmöglichkeiten auch überzeugen. Jede Arbeitgeberin, jeder Arbeitgeber kocht mit Wasser – und man sollte nie den Mut verlieren.
Henriette Heine
Hallo Henriette, was hat dich ursprünglich zur Schauspielerei gebracht? Gab es einen prägenden Moment oder eine Person, die dich inspiriert hat?
Besonders inspiriert hat mich auf jeden Fall mein Vater, der selbst immer viel Theater gespielt und geschrieben hat.
Du kommst aus Niederbayern – inwiefern hat deine Heimat deine künstlerische Laufbahn geprägt?
Das Team des Theater an der Rott in Eggenfelden war in meiner Anfangszeit sehr prägend für mich und einige Kolleginnen und Kollegen, die ich dort getroffen habe, sind heute noch sehr wichtige Menschen. Auch das Spielen beim Kulturmobil Niederbayern war eine große Freude. Auf die mobile Bühne kehre ich immer wieder gerne zurück.
Du hast sowohl auf der Bühne als auch vor der Kamera gearbeitet. Was fasziniert dich an den beiden Medien, und gibt es eines, das dir besonders am Herzen liegt?
Beides möchte ich nie wieder missen. Im Film spiele ich meistens Figuren, die sehr nah an der Realität sind. Da lasse ich mich gerne von meinem Umfeld inspirieren. Auf der Bühne darf man oft freier und kreativer zugehen. Und natürlich ist das direkte Feedback vom Publikum etwas ganz Besonderes. Beim Film kann es gut ein Jahr dauern, bis man das Ergebnis sieht – dafür kann man viel feiner und subtiler spielen, ohne dass es auch das Publikum in der letzten Reihe sehen können muss.
Du arbeitest auch als Theaterpädagogin und Regisseurin. Was bedeutet diese Arbeit für dich und inwiefern hilft dir dieses Wissen bei deiner Tätigkeit als Schauspielerin?
Ich mag es sehr, Dinge aus ganz vielen verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Als Regieassistentin war ich mehrfach der Knotenpunkt hinter den Kulissen – das hat mir viele wertvolle Einblicke gegeben. Als Regisseurin ist es spannend, direkt mit den Spielenden zusammenzuarbeiten und eine klare Vision zu verfolgen.
Theaterpädagogik hilft mir, mich und mein Spiel zu hinterfragen. Und sie ist auch sonst eine großartige Sache: Man begleitet eine Gruppe auf ihrem Weg zu einem gemeinsamen Ziel und erlebt, wie sie daran wächst.
Viele deiner Rollen sind vielschichtig und emotional fordernd. Wie bereitest du dich auf eine Figur vor, um ihr Tiefe zu verleihen?
Ich nehme mir viel Zeit, um meine Figur kennenzulernen. Im Theater passiert das meistens gemeinsam mit dem Team, beim Film eher allein. Ich arbeite intensiv mit dem Textbuch und versuche, so viel wie möglich daraus zu ziehen. Und viel nehme ich auch aus mir oder meiner direkten Umgebung.
Die Kulturlandschaft verändert sich ständig. Welche Herausforderungen siehst du aktuell für Theaterschaffende und Schauspielerinnen und Schauspieler in Bayern?
Der Rechtsruck ist ein Riesenproblem (nicht nur in Bayern) und die schwierige finanzielle Situation auch. Da Theater oder Kultur allgemein auch immer eine wichtige gesellschaftliche Rolle hat, finde ich es umso wichtiger, ein möglichst breites Programm zu spielen. Theaterpädagogik spielt auch eine immer größere Rolle, da sie nicht nur die Persönlichkeit und ein kulturelles Verständnis fördert, sondern auch Empathie und ein gesellschaftliches Miteinander.
Welche Rolle spielen Netzwerke und Plattformen wie Social Media für dich in deiner künstlerischen Arbeit?
Austausch und Verbunden sein finde ich immens wichtig und hilft immer. Soziale Medien können dabei unterstützen und es gibt viele tolle Projekte, die dadurch an Reichweite gewinnen. Trotzdem finde ich es wichtig, diese Plattformen auch kritisch zu hinterfragen.
Deine Stimme ist in ganz unterschiedlichen Formaten und Rollen zu hören – von Games über Hörspiele bis hin zu Imagefilmen. Wie kommst du an deine Sprecherjobs? Sind es gezielte Akquise, Empfehlungen oder ergibt sich vieles aus deinem Netzwerk?
Das ist ganz unterschiedlich. Der eine Teil war ausgeschrieben und ich habe mich darauf beworben, der andere kam über Empfehlungen herein.
Was würdest du jungen Menschen raten, die in der Schauspielerei Fuß fassen möchten? Welche Erfahrungen oder Haltungen haben dir auf deinem eigenen Weg besonders geholfen – und gibt es etwas, das du dir gewünscht hättest, früher zu wissen?
Das ist eine sehr schöne Frage und darüber könnte ich Stunden sprechen. Ich finde, es ist wichtig, herauszufinden, wer man ist, wie man diesen Beruf ausüben möchte und auch wie man ihn nicht ausüben möchte. Gerade am Anfang fragt man sich oft, ob man überzeugt hat oder gut genug ist, aber es ist genauso wichtig, ob einen das Theater, die Stadt, das Team, die Bedingungen, die Entwicklungsmöglichkeiten auch überzeugen. Jeder Arbeitgeber und jede Arbeitgeberin ist da anders, alle kochen mit Wasser und man sollte nie den Mut verlieren.
Gibt es ein Herzensprojekt, das du in Zukunft unbedingt realisieren möchtest?
Ich freue mich auf Bekanntes und Unbekanntes. Schön wäre es, wenn ich weiterhin so vielseitig arbeiten darf wie bisher.

















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