Sie rücken mehr zusammen: Bei seiner Auszeichnung als bayerischer Kreativort 2022 zeigte sich das Heizhaus auf dem ehemaligen Quelle-Areal in Nürnberg bereits als Ort der Solidarität unter Kultur -und Kreativschaffenden. Was in den kommenden Monaten noch wichtiger wird.

Konzentriert, aber sehr solidarisch. So sei die Stimmung bei den knapp 40 Mieterinnen und Mietern des Heizhauses. „Die Auswirkungen der multiplen Krisen, die gerade wirksam sind, stellt uns durchaus vor Herausforderungen“, sagt Hanna Rentschler.

Das Schöne ist: Es führte nicht dazu, dass die Gemeinschaft auseinanderbricht, sondern dass sich ganz, ganz viele Menschen mit ihren verschiedenen Professionen einsetzen, um das Projekt zu stabilisieren und zu halten.

Hanna Rentschler, Urbanistin, Stadtaktive und -forschende, Projektleitung im Heizhaus

Rentschler ist seit 2018 als Projektleitung im Heizhaus aktiv am Problemlösen und Dazulernen, wie es auf der Homepage heißt. Und zu lernen, das ist seit Anbeginn die Herausforderung des Vereins.

Das Heizhaus: 2000 qm für die Kultur- uns Kreativwirtschaft (Bildnachweis: Bayern Innovativ GmbH/Andreas Grasser)

Die Ausgangslage: Der gemeinnützige Verein mietet ein großes Gebäude aus den Fünfzigerjahren mit über 2000 Quadratmeter Nutzfläche – ist aber auch für die Instandhaltung komplett selbst verantwortlich. Zuerst musste der Verein das Gebäude sanieren und den Brandschutz sicherstellen. Das war 2016. Als die Mitglieder damit fertig waren, kam die Corona-Pandemie. Und jetzt Preissteigerungen und Inflation. „Und das ist für ein Projekt, das gemeinnützig aufgebaut ist, sich das Ermöglichen günstiger Räume zum Ziel gemacht und größtenteils auf ehrenamtliche Arbeit angewiesen ist, eine Riesenherausforderung.“ Veranstaltungen konnten nicht wie geplant stattfinden. Hinzukommt jetzt die Doppelbelastung der steigenden Energiepreise. Und auch das Gebäude sei an „allen Ecken und Enden“ undicht. Bedeutet: Die vorhandene Energie und Wärme werden nicht effizient genutzt.

„Da arbeiten wir dran. Und wir haben aus der Projektleitung und dem Vorstand heraus alle Mitglieder vorgewarnt, dass die internen Nebenkosten und damit die Mietpreise ansteigen können“, sagt Rentschler. Das hatte jedoch nicht zu Folge, dass alle ausziehen wollten. Vielmehr schmieden Mieterinnen und Mieter mit Erfahrung als Bauingenieurinnen und -ingenieure oder Handwerkerinnen und Handwerker Pläne, wie sich das Gebäude nachhaltiger gestalten lässt, um die ökologische Nachhaltigkeit zu stärken – um weiter eine ökonomische und soziale Nachhaltigkeit zu bewahren. „Das ist gerade ein großes Thema.“

Motivation zum „Weiterkämpfen und Weitermachen“

Der Gewinn des Staatspreises für bayerische Kreativorte kam zum gleichzeitig best- wie schlechtmöglichsten Zeitpunkt. „Hätten wir den Preis außerhalb von Krisensituationen gewonnen, hätten wir die Gelder direkt in zukunftsgerichtete Projekte im Vereinssinn oder in den Aufbau von Strukturen stecken können“, so Rentschler. Deswegen erzählt sie keine Geschichte von Euphorie, denn das Geld ging gezwungenermaßen in andere Verwendungen. Doch der Staatspreis ermöglichte eben auch einen kleinen finanziellen Puffer. Und er war Motivation zum „Weiterkämpfen und Weitermachen“. Er sei eine Anerkennung dafür gewesen, dass die Gemeinschaft im Heizhaus nicht an den Herausforderungen zerbricht, sondern die Krisen meistert.

Laudator und Jurymitglied Andreas Koop und das Heizhaus-Team mit Dr. Sabine Jarothe (Amtschefin des Bayerischen Staatsministeriums)
Die Preisübergabe fand am 07. Juli 2022 im Kulturhaus abraxas in Augsburg statt.
Designer und Autor Andreas Koop hielt die Laudatio auf der Heizhaus.

In der konkreten Planung stehe man wegen der aktuellen Situation mit dem halben Fuß auf der Bremse, so Rentschler. Das Planen für die Zukunft hört deswegen aber nicht auf. Eine zweite Auflage einer gemeinsamen Sammelausstellung soll kommen, die Vorbereitungen laufen bereits. Menschen aus den einzelnen Projekten und dem Verein erstellen dafür zu einem bestimmten Thema ein Objekt. Vortragsreihen zu nachhaltigem Bauen finden gerade statt. „Diese Anfragen von anderen Gruppen, die Räume brauchen, laufen auch.“ Man mache so weiter wie immer und hoffe, dass es funktioniert. „Aber eben immer mit einem Fragezeichen.“ Die Kreativität im Heizhaus sorgte jedoch in der Vergangenheit für Ausrufezeichen. Und machte so viel möglich. Weswegen die Zuversicht überwiegt.

Staatspreis für bayerische Kreativorte wird 2024 neu vergeben

Und Tipps für zukünftige Bewerbende für den Staatspreis für bayerische Kreativorte? „Ich fand interessant, dass ein breites Spektrum abgebildet wurde.“ Wer sich bewerben mag, sollte also die Eigenheiten des Projekts ruhig herausstellen, sagt Rentschler.

Bis vor kurzem lief übrigens ein Crowdfunding des selbst verwalteten Projekts des Vereins Quellkollektiv, um sich für eine nachhaltige Zukunft zu wappnen. Eine erfolgreiche Finanzierung wird den energetisch nachhaltigen Umbau des Heizhauses sichern. Das reicht von neuen LED-Röhren bis zu einer effizienten Photovoltaikanlage.

Das Heizhaus bleibt ein Ort der Begegnung, des Miteinanders, des Zusammenrückens. Das mussten die Mitglieder nicht lernen – das ist ihre Vision, die im Heizhaus Realität wurde.