Ist es Zeit für eine neue Renaissance 3.0? Diese Frage stellt sich eine neue Plattform des EIT KIC „Culture & Creativity“ (EIT CC), eine Wissens- und Innovationsgemeinschaft des Europäischen Instituts für Innovation und Technik. Und nimmt damit das Verhältnis von Wissenschaft, Technologie und Kunst in den Blick. Gleichzeitig stellt sie den Bezug zur historischen Vorlage her: Die europäische Renaissance (14.-16. Jahrhundert) markiert eine Epoche außerordentlicher wissenschaftlich-kultureller Errungenschaften. Der Mensch rückt in den Fokus weltlicher Betrachtung, erkennt sich selbst als denkendes Wesen und formt die Welt mit schöpferischer Kraft.

Am 24.03.2023 proklamiert die europäische Wissens- und Innovationsgemeinschaft des Europäischen Instituts für Innovation und Technik „EIT Culture & Creativity (EIT CC)“ die nächste Renaissance: als eine Zeit des hoffnungsvollen Strebens und Handelns im transdisziplinären Miteinander. Die Gegenwart verlangt und ermöglicht ein neuerliches geistiges Erwachen, Mut, das Bestehende infrage zu stellen und unser gemeinschaftliches Denken und Handeln auf eine nachhaltige und allgemein wünschenswerte Zukunft hin auszurichten. Das Zusammenwirken von Wissenschaft, Wirtschaft, Technik, Verwaltung, Kultur und Gesellschaft gilt hierbei als wichtiger Ansatz.

„The next renaissance“ bildet die Plattform des EIT CC und Ausgangspunkt für neue Allianzen. Die Gründung dieser Plattform fand statt im Rahmen der großen Werkschau des international bedeutenden und nun überraschend verstorbenen Medientheoretikers und langjährigen Leiters des Karlsruher Zentrums für Kultur und Medien (ZKM), Peter Weibel. Das Bühnenprogramm des EIT CC erhielt wichtige Impulse u.a von Daria Tataj (Tataj Innovation), Veronika Liebl (Ars Electronica), Alexander Mankowsky (Mercedes-Benz), John Palmesino (Territorial Agency), Michael Resch (University of Stuttgart), Charles Landry (Comedia) und Bernd Fesel (EIT Culture & Creativity).

Wichtige Botschaften der Veranstaltung lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Neue Technologien allein werden die Probleme der Zeit (vermutlich) nicht lösen. Die großen Transformationsprozesse (grün, digital, sozial) verlangen einen „kulturellen Aufbruch“ und damit die Handhabung des Wandels als fortlaufendes Projekt gesellschaftlicher Verständigung und ästhetischer Erfahrung.  
  • Erfahren und Begreifen funktionieren als wichtige und sich wechselseitige bedingende Formen der Welterschließung.
  • Im Zeitalter des Digitalen arbeiten Wissenschaft und Kunst zunehmend mit denselben Instrumenten der Zugänglichmachung, Ver- und Bearbeitung von Welt (-> Pool of tools) und schaffen damit eine neue Basis der Kooperation.
  • Die (Ver-)Ordnung gesellschaftlicher Strukturen und Prozesse durch Maschinen (-> Algorithmizität) provoziert Fragen nach Rolle, Verantwortung und Handlungsfähigkeit des Menschen (-> agency). Es gilt die komplexen Systeme und Steuerungsmechanismen hinter den Technologien zu verstehen und sie im gesellschaftlichen Miteinander zu verhandeln und gestalten.  
  • Da, wo Technik zum Selbstzweck wird, greift die Kunst. Sie nimmt Bezug auf das Menschliche, reflektiert gesellschaftliche Zusammenhänge, stellt Fragen nach der Qualität des Neuen, problematisiert, treibt und formt technische Entwicklungen. Sie ist die schöpferische Kraft des Wandels.

Das Bayerischen Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft (BZKK), in Trägerschaft der Bayern Innovativ, ist als Gründungsmitglied des Vereins für Forschung und Innovation in Deutschland, ICE Germany, Core Partner des EIT CC. Es setzt sich dafür ein i. die Kultur- und Kreativwirtschaft (KKW) als innovative Forschungspartnerin zu etablieren, ii. sie als Ressource der Erkenntnisgewinnung im Forschungs- und Entwicklungsprozess nutzbar zu machen und iii. sie als Erkenntnisobjekt selbst in den Fokus zu stellen.