War die Politik in den Städten der anderen Kreativorte schon besonders stolz auf die Auszeichnung, war sie in Schweinfurt noch stolzer: Die Mitglieder der DDC Factory ziehen in Unterfranken seit drei Jahren ihr Ding durch. Ohne Kompromisse. Aber stets mit dem Sinn fürs Machbare. Von einer inspirierenden Geschichte und den Herausforderungen in ihrem nächsten Kapitel.

Bei manchen Menschen schwingt bei jedem Wort mehr mit als die eigentliche Bedeutung. Bei Marcel Geißler ist es Tatendrang. „Wir haben echt viel Aktion und Werbung gemacht, um den Leuten zu zeigen: Bei den Kursen geht wieder was.“ Er ist einer der zwei Geschäftsführer der DDC Entertainment GmbH in Schweinfurt. Vor drei Jahren eröffneten sie die DDC Factory, eine umgebaute Turnhalle auf dem ehemaligen Gelände der dort stationierten US-Soldaten. Und heute? Trainingsgelände, Kursort, Filmkulisse, Veranstaltungsraum, Büro der Kreativwirtschaft – alles in einem.

DDC Factory: Ein Ort, an dem alles möglich ist. (Bildnachweis: Bayern Innovativ GmbH/Andreas Grasser)

Einst startete die DDC Crew als Breakdance-Gruppe, heute gehören die Showacts zu einem Unternehmen der Kreativwirtschaft samt eigener Eventagentur. „Die DDC Factory ist die Kreativschmiede der DDC Entertainment Group, in der vielfältige Produktionen und Projekte entstehen. Herzstück ist die große Arena mit über 900 m² Fläche und 7 m Deckenhöhe, eingebauten Hängepunkten sowie einem Motor für Luftartistik“, heißt es auf der Homepage. Oder wie sie kurz schreiben: Ein Ort, an dem alles möglich ist.

Nach der Verleihung des Staatspreises für bayerische Kreativorte erhielten Geißler und Kolleginnen und Kollegen viele Glückwünsche und kommunizierten die Auszeichnung gerne selbst. „Die Aufmerksamkeit für uns hat auf jeden Fall zugenommen. In Gesprächen erwähnen wir den Preis. Was sehr gut ankommt, wenn man sagen kann: Wir sind von der Bayerischen Staatsregierung als einer der besten Kreativorte Bayerns ausgezeichnet,“ so Geißler. Was die DDC Factory und die Crew zu einem Aushängeschild für die Region macht.

Das Preisgeld floss direkt in das Budget für die Kurse und deren Ausrüstung. „Wir haben zum Beispiel neue Matten und das Equipment für unsere Luftakrobatik-Kurse davon gekauft“, sagt Geißler. Das Angebot der Luftakrobatik machen zwei neue Mitarbeitende möglich: Vor dem Krieg geflohene Menschen aus der Ukraine, die jetzt bei der DDC Entertainment Group angestellt sind und in Kursen unterrichten. Dazu wuchs das Team seit der Preisverleihung um eine Person im Eventmanagement. 

Die DDC Factory erhielt im Jahr 2022 als einer von vier Kreativorten die Auszeichnung „Bayerischer Kreativort 2022“ und durfte sich über 10.000 Euro freuen.
Das DDC-Team mit Andrea Brandl (3.v.r., Kulturamtleitung der Stadt Schweinfurt), Thomas Herrmann (2.v.r. Leitung der Wirtschaftsförderung der Stadt Schweinfurt) und Dr. Sabine Jarothe (ganz rechts im Foto, Amtschefin des Bayerischen Wirtschaftsministeriums).
Andrea Brandl (Kulturamtsleitung der Stadt Schweinfurt) sprach im Rahmen der Preisverleihung am 07.07.2022 die Laudatio auf die DDC Factory.
Marcel Geißler und Alexander Pollner, die CEOs der DDC Entertainment GmbH.

Vor Jahren hatte die Stadt nur eine Lösung für das verwaiste Gelände und die Halle: Abriss. „Wir haben gezeigt, dass wir etwas daraus machen können“, sagt Geißler. Nach dem umfangreichen Umbau eröffnete die DDC Factory dann im September 2019.

Die Kultur- und Kreativwirtschaft in Schweinfurt und Umgebung orientiere und organisiere sich laut Geißler gerade wieder. „Vom Gefühl ist jeder die letzten Monate wieder etwas mit sich selbst beschäftigt gewesen.“ Alles gehe wieder, aber eben anders als früher. Die Pause zwischen den Jahren wird da guttun: „Kurz durchatmen, neue Projekte anstoßen, neue Sachen planen.“ Und was plant DDC?

Viel vor im Jahr 2023

Touren, Shows und Produktionen im Jahr 2023 stehen bereits an. Und dann gibt es da Ideen für neue Shows und den Vorsatz, die DDC Factory als Ort für Kurse und Produktionen weiter nach vorne zu bringen. „Die Liste an Ideen ist lang und wir müssen schauen und strukturieren, was wir wie angehen. Schritt für Schritt.“ Die größte Herausforderung für das Jahr 2023 liegt jedoch an einer anderen Stelle.

Es wird darum gehen, das, was die DDC Entertainment Group ausmacht, zu bewahren. „Es soll den familiären Charakter im Team behalten. Aber da sind eben auch das wachsende Unternehmen und die Halle, die wir finanzieren. Das muss zusammen funktionieren“, sagt Geißler. „Das ist immer die größte Herausforderung. Aber man kann auch sagen: Herausforderung, Schrägstrich, Ziel.“ Wenn es keine Herausforderung wäre, wäre es ja langweilig. Nach dem Motto: Einfach weitermachen. Schauen, was möglich ist.

Als die Mitglieder der DDC Entertainment Group damals die Ausschreibung für den Staatspreis für bayerische Kreativorte sahen, dachten sie: „Was die da suchen, passt genau zu unserem Gebäude und unserem Konzept.“ Dies zeigten Geißler und Co. in der Bewerbung auf. Mit einem ausführlichen Text und einem beeindruckenden Imagevideo. „In dem Video kommen die Emotionen noch besser rüber, Du siehst und erlebst einfach, was uns ausmacht.“

Energiekrise? „Man hat es auch dem Schirm“

Und das Thema Energiekrise? Die Heizung rüsten sie im Sommer um, überhaupt ist die Idee viel mehr mit den Möglichkeiten eines Smarthomes in der Halle zu arbeiten. Einfach, weil es effizienter ist. Ansonsten läuft die DDC Factory mit Fernwärme, „was unser Vorteil ist“, so Geißler. Aber es sind weniger die Kosten der Energie, sondern dass Teilnehmende an Kursen vielleicht im Frühjahr nicht mehr ihren Beitrag zahlen können oder das Publikum keine Tickets für die Shows kauft. Im Januar, Februar seien die Leute möglicherweise zurückhaltender mit Ausgaben für Kultur und Events. Was sich im Sommer dann bestimmt wieder entspanne. „Man hat es auf dem Schirm“, sagt Geißler. Aber Pessimismus bringe ja nichts.

„Wir werden einfach weitermachen und versuchen noch geiler, noch größer zu werden.“

Marcel Geißler, Geschäftsführender Gesellschafter DDC Entertainment Group