Die Euphorie bleibt: Susanne Neumann, Künstlerin und erste Vorsitzende des Vereins Badehaus Maiersreuth, erzählt begeistert von den Monaten nach der Verleihung des bayerischen Staatspreises für Kreativorte. Auch weil der Verein noch viel mit dem ehemaligen Badehaus vorhat. Das nächste Kapitel für den oberpfälzischen Kreativort steht bereits an.

„Wir hatten einen aufregenden Sommer mit zwei fantastischen Projekten“, sagt Susanne Neumann. Sie ist erste Vorsitzende des Vereins Badehaus Maiersreuth. Von August bis September sahen die Besucherinnen und Besucher im Badehaus die Kunstinstallation „pooldeckel & muglbachzunge“ des Künstlers Axel T Schmidt, der selbst im Verein aktiv ist. Das Schwimmbecken des ehemaligen Badehauses füllte er dafür mit schwarzem Schaumglas und Wasser aus dem nahen Muglbach und erschloss einen bislang ungenutzten Unterstand auf dem Außengelände. Das zweite wunderbare Projekt? Die österreichische Künstlerin Barbara Anna Husar stieg für fünf Tage im September mit ihrem Ballon über dem Badehaus auf. Doch es ist nicht nur irgendein Ballon – er ist knallpink und hat die Form eines Euters, um auf Themen der Nachhaltigkeit aufmerksam zu machen.

Ein riesiger Euter am Himmel für die Kunst. (Bildnachweis: Badehaus Maiersreuth e. V.)

„Wenn das Wetter passte, stieg der Ballon auf“, sagt Neumann. „Das gemeinsam mit der Künstlerin entwickelte Konzept sah vor, dass ausschließlich Landwirtinnen und Landwirte mitfahren durften.“ Die Idee war ein Perspektivwechsel, der Blick von oben auf das Land. Der Ballon fuhr dann meist bis nach Tschechien in Richtung Marienbad. „Das Projekt war ein voller Erfolg. Der Ballon wurde im ganzen Landkreis und bei den tschechischen Nachbarn gesehen und wahrgenommen“, so Neumann. Dass der Kreativort Badehaus weit gesehen wird, hängt aber auch mit dem Staatspreis für bayerische Kreativorte zusammen. Die überregionale Aufmerksamkeit nahm zu, durch Pressearbeit, durch die Preisverleihung in Augsburg selbst.

Auch im Ort selbst ist die Auszeichnung mit dem Staatspreis für bayerische Kreativorte eine Bestätigung und wir haben die letzten Skeptikerinnen und Skeptiker überzeugt, dass wir da an einem großartigen Projekt arbeiten.“

Susanne Neumann, 1. Vorsitzende des Vereins Badehaus Maiersreuth

Die Auszeichnung freute auch Bürgermeister Klaus Meyer sehr, der im Verein mitarbeitet. Denn das Badehaus zeigt, dass Kultur- und Kreativschaffende auf dem Land ebenso tolle Aktionen und Events umsetzen können – und nicht nur im urbanen Umfeld.

10.000 Euro für das Badehaus

Das Preisgeld hat der Verein auf die „hohe Kante gelegt“, wie Neumann verrät. „Die Finanzierung der Aktion mit dem Ballon war schon gesichert. Wir haben aber für nächstes Jahr schon Pläne und werden das Geld teilweise dafür verwenden.“ Und eben auch für „banale Dinge“ wie die Gasrechnung. Hauptsächlich soll das Preisgeld jedoch in die neuen Projekte fließen. Zwei Ausstellungen sind bereits geplant: Eine befasst sich mit dem Thema Wald, die andere mit dem Thema textile Kunst, bei dem eine Kuratorin aus Frankfurt den Verein unterstützt und auch die örtliche Bevölkerung wieder integriert wird. Doch mancher Teil der Zukunft bleibt ungewiss.

Das Badehaus Maiersreuth-Team mit Astrid Köppel (ganz links im Foto, Jurymitglied und Laudatorin), Bad Neualbenreuther Oberbürgermeister Klaus Meyer (4. von rechts) und Dr. Sabine Jarothe (ganz rechts im Foto, Amtschefin des Bayerischen Wirtschaftsministeriums)
v. l. Astrid Köppel, Axel T Schmidt, Andrea Lamest, Susanne Neumann, Dr. Sabine Jarothe (Amtschefin des Bayerischen Wirtschaftsministeriums)
Astrid Köppel (Jurymitglied des ersten Staatspreises für bayerische Kreativorte) sprach im Rahmen der Preisverleihung am 07.07.2022 die Laudatio auf das Badehaus Maiersreuth.
Das Badehaus Maiersreuth erhielt im Jahr 2022 als einer von vier Kreativorten die Auszeichnung „Bayerischer Kreativort 2022“ und durfte sich über 10.000 Euro freuen.

Angesichts der vielen Krisen sagt Susanne Neumann: „Das merken wahrscheinlich alle kleineren und auch größeren Häuser. Ich bin ja selbst Künstlerin. Kleinere Initiativen stellen gerade den Betrieb über den Winter ein.“ So auch das Badehaus. Allerdings dauert die Winterpause nicht ganz so lange. Und endete im Februar mit einem Knall. Denn der Verein plante einen Punk-Theaterabend inklusive Konzert einer Band aus Regensburg. Ab Mai gibt es das neue Programm. Auch der Ausbau des Badehauses wird dieses Jahr weitergehen. Hier sollen neue Räume entstehen, um Künstlerinnen und Künstler einen Wohn- und Arbeitsort zu bieten.

„KreativORT“ wird gelebt

Zukünftigen Bewerberinnen und Bewerbern für den Staatspreis für bayerische Kreativorte rät Neumann vor allem: Bewerben! Inhaltlich seien die Projekte alle unterschiedlich, daher gebe es dafür kein allgemeingültiges Erfolgsrezept. „Der Preis ist auf jeden Fall eine grandiose Möglichkeit, um größere Aufmerksamkeit zu erlangen.“ Und war für das Badehaus einfach ideal. „Die Namensgebung, Kreativort, dieser Bezug zum Ort ist uns sehr wichtig. Wir wollen eben nicht eine Kunstinsel ohne Anbindung zum Land sein.“, sagt Neumann. Die Projekte sind entsprechend angelegt. Es geht oft um die Einbeziehung der Menschen und der Landschaft, in der sie leben. Dies war bei der Ausstellung „Waidblick“ von mehreren Künstlerinnen und Künstler im letzten Jahr der Fall. Die ortsansässigen Jägerinnen und Jägern überließen dem Badehausteam ihre Hochstände am Waldesrand und in den Wiesen. Dafür bekamen zwei Hochsitze etwa riesige gelbe Ohren verpasst.

Weit zu sehen und zu hören ist er, der Verein Badehaus e.V. Und genau dies würdigte der Staatspreis für bayerische Kreativorte.