Kindermuseum Nürnberg

Das 1980 gegründete Museum im Koffer e. V. entwickelte sich 2001 zum Kindermuseum Nürnberg, das heute seinen Sitz im Kachelbau in Nürnberg hat. Das mehrfach ausgezeichnete Kindermuseum bietet mit seinem interdisziplinären Team ein besonderes Angebot an Mitmachausstellungen, in deren Mittelpunkt die Kinder mit ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten, ihrer Neugier und Wissbegierde stehen.

Das Kindermuseum Nürnberg ist nicht nur eine kreative Mitmachwelt, sondern auch eine staatlich anerkannte Umweltstation. Hier stehen nachhaltige Entwicklung, globale Gerechtigkeit und Verantwortung für unseren Planeten im Mittelpunkt. 2023 ging das Museum mit dem Corporate Sustainability Navigator-Assessment von Bayern Innovativ noch einen Schritt weiter in Sachen Nachhaltigkeit. Annette Beyer gibt spannende Einblicke in die Ergebnisse und die nachhaltigen Visionen.

Kindermuseum Nuernberg

Bildnachweis: Kindermuseum Nürnberg/Annika Hepp

Als Institution, die sich intensiv mit den Bedürfnissen und Fähigkeiten von Kindern auseinandersetzt, sind wir uns der Verantwortung bewusst, die wir im Hinblick auf eine nachhaltige Zukunft tragen.

Annette Beyer

Als „Kindermuseum Nürnberg“ bietet ihr im Kachelbau ein besonderes Angebot an Mitmachaustellungen an. Im Mittelpunkt stehen die Kinder mit ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten, ihrer kindlichen Neugier und ihrem angeborenen Wissensdrang. 
Was war eure Motivation, das Assessment zu absolvieren?

Unsere Motivation, das Corporate Sustainability Navigator-Assessment der Bayern Innovativ GmbH zu absolvieren, war eng mit unserem Anspruch verbunden, als Kindermuseum und Umweltstation eine Vorbildfunktion in Sachen Nachhaltigkeit zu übernehmen. Als Institution, die sich intensiv mit den Bedürfnissen und Fähigkeiten von Kindern auseinandersetzt, sind wir uns der Verantwortung bewusst, die wir im Hinblick auf eine nachhaltige Zukunft tragen. Der Whole Institution Approach ist uns dabei besonders wichtig. Durch das Assessment wollten wir eine externe Perspektive einholen, um gezielt auf Aspekte hingewiesen zu werden, die uns intern möglicherweise nicht aufgefallen wären. So können wir sicherstellen, dass wir unsere Ansätze stetig verbessern und unserem Anspruch, in Sachen Nachhaltigkeit ein Vorbild zu sein, gerecht werden.

Hattet ihr konkrete Fragen, als ihr das Assessment begonnen habt?

Uns interessierte vor allem, auf welche Punkte und Sustainable Development Goals (SDGs) im Assessment der Fokus gelegt wird. Da wir als Kindermuseum und Umweltstation eine wichtige Rolle in der Bildung für nachhaltige Entwicklung spielen, wollten wir besser verstehen, wie wir unsere Aktivitäten gezielt auf die relevanten SDGs ausrichten und unseren Beitrag zu einer nachhaltigen Zukunft weiter optimieren können.

Auf einer Skala von 1 bis 5, wo würdet ihr euch in Bezug auf Nachhaltigkeit einordnen und warum? (1= wir stehen noch am Anfang; 5= wir konnten schon viele Maßnahmen umsetzen)

1: Wir stehen bei diesem Thema noch am Anfang. 
2: Nachhaltigkeit ist uns wichtig, aber wir stehen noch am Anfang unserer Bemühungen. 
3: Wir sind uns der Bedeutung von Nachhaltigkeit bewusst und haben erste Schritte unternommen.
4: Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit, und wir haben schon viele Maßnahmen umgesetzt.
5: Nachhaltigkeit ist uns sehr wichtig. Das Thema ist Teil unserer Strategie.

Wir würden uns zwischen 4 – 5 einordnen, denn Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit, und wir haben schon viele Maßnahmen umgesetzt. Außerdem ist das Thema Teil unserer Strategie.

Gab es während der Absolvierung des Assessments einen Aha-Moment? Seid ihr auf etwas gestoßen, mit dem ihr gar nicht gerechnet habt?

Ja, wir sind auf Aspekte gestoßen, die wir zuvor unterschätzt hatten, wie beispielsweise die Bedeutung einer systematischen Dokumentation unserer nachhaltigen Maßnahmen.

Habt ihr aufgrund der Erkenntnisse im Assessment schon erste Ideen umgesetzt?

Ja, aufgrund der Erkenntnisse aus dem Assessment haben wir bereits einige Ideen umgesetzt. Im Bereich Energie- und Ressourcensparen haben wir zum Beispiel die Beleuchtung unseres Regenwaldhauses auf stromsparende LED-Strahler umgestellt und so den Energieverbrauch deutlich reduziert. Außerdem haben wir die Mülltrennung in unseren Mitarbeiterküchen durch farblich markierte Mülleimer verbessert, was die Abfalltrennung vereinfacht und effizienter gestaltet hat. Auch die Wasserhähne in den Toiletten wurden durch wassersparende Modelle ersetzt, die nach kurzer Zeit automatisch abschalten.

Im Bereich Beschaffung haben wir ebenfalls Anpassungen vorgenommen, wie etwa die verstärkte Bestellung von Bürobedarf bei nachhaltigen Anbietern wie memo und die Nutzung von einseitig bedrucktem Papier für interne Dokumente. Wir versuchen auch, nach Möglichkeit gebrauchte Materialien über Plattformen wie nebenan.de und kleinanzeigen.de zu beschaffen, um Ressourcen zu schonen. Ein weiterer Schritt war die Einführung einer „Zu-verschenken-Kiste“ im Kassenbereich, die von unseren Besucherinnen und Besuchern gut angenommen wird.

Darüber hinaus haben wir Maßnahmen ergriffen, um die Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel zu fördern. Durch die Erstattung des 49 Euro-Tickets konnten wir die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel bei unseren Mitarbeitenden steigern. Viele unserer Mitarbeitenden nutzen außerdem inzwischen die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, wodurch die Nutzung von Autos stark reduziert werden konnte.

Wart ihr überrascht, wie ihr im Vergleich zu eurer Benchmarkgruppe abgeschnitten habt?

Wir waren tatsächlich etwas überrascht. Wir hatten ursprünglich gedacht, dass wir bereits weit über dem Durchschnitt liegen würden. Doch das Ergebnis hat uns gezeigt, dass es noch viel Potential für Verbesserungen gibt. Jetzt sind wir umso motivierter, unsere Bemühungen weiter zu intensivieren und unser Ziel, über dem Durchschnitt zu liegen, auch tatsächlich zu erreichen.

Ihr habt mit besonderen Herausforderungen zu kämpfen: Das Museum befindet sich beispielsweise im denkmalgeschützten Kachelbau, zudem seid ihr deutschlandweit mobil unterwegs. Da dürfte es schwierig(er) sein, „nachhaltige“ Maßnahmen umzusetzen. Was könnt ihr anderen Museen in Bezug auf Nachhaltigkeit empfehlen?

Wir versuchen Nachhaltigkeit in kleinen Schritten und mit kreativen Ansätzen umzusetzen. Unser wichtigster Rat an andere Museen wäre, sich auf das Machbare zu konzentrieren und nicht vor vermeintlichen Hindernissen zurückzuschrecken. Selbst kleine Maßnahmen, wie die Umstellung auf energiesparende Beleuchtung oder die Optimierung der Mülltrennung, können einen großen Unterschied machen. Außerdem sollte man immer alle Mitarbeitenden einbeziehen, denn oft entstehen die besten Ideen aus dem Team heraus. Und schließlich: Es ist wichtig, sich von äußeren Rahmenbedingungen nicht entmutigen zu lassen, sondern kreative Lösungen zu entwickeln, die den musealen Zwängen aber auch den Anforderungen an Nachhaltigkeit gerecht werden.

Wie integriert ihr Nachhaltigkeit in eure (kreativen) Prozesse?

Nachhaltigkeit ist Bestandteil aller unserer Prozesse, indem wir sie von Anfang an als festen Bestandteil unserer Planungen und Entscheidungen einbeziehen. Bei der Entwicklung unserer Ausstellungen und Projekte achten wir zum Beispiel darauf, ressourcenschonende Materialien zu verwenden und Prozesse so zu gestalten, dass sie möglichst wenig Abfall erzeugen. Unser Team versucht stetig innovative Ansätze zu finden, wie wir Nachhaltigkeit in unsere Bildungsangebote einfließen lassen können. Beispielsweise überlegen wir bei jedem neuen Projekt, wie wir Umwelt- und Klimathemen kindgerecht und interaktiv vermitteln können, ohne dabei zusätzliche Ressourcen zu verbrauchen. Zudem beziehen wir unsere Besucherinnen und Besucher aktiv ein, indem wir sie in Workshops und Mitmachaktionen sensibilisieren und ihnen zeigen, wie sie selbst nachhaltige Entscheidungen treffen können. So wird Nachhaltigkeit nicht nur in unseren internen Prozessen, sondern auch in der Vermittlung nach außen gelebt.

| Die Assessment-Tools werden durch die IMP³ROVE – European Innovation Management Academy lizenziert. Die Assessments finden im Rahmen des Projekts „Enterprise Europe Network“ statt, an dem die Bayern Innovativ GmbH als Partner beteiligt ist. Das Team des Enterprise Europe Network der Bayern Innovativ unterstützt bayerische KMU und Start-ups bei ihrer internationalen Ausrichtung, um neue technologische Entwicklungen voranzutreiben, Kooperationspartner zu finden und mittels erfolgreichem Innovationsmanagements für die Zukunft gerüstet zu sein. Charlotte Stegmayer und Florian Heilmayr vom bayernkreativTEAM sind ebenfalls zertifiziert, Corporate Sustainability Navigator-Assessments durchzuführen.