#bayernkreativPORTRAIT: connactz zeigt, was passiert, wenn man künstlerische Leidenschaft mit technischem Knowhow kombiniert. Denn für das Team sind Auftritte auf der Bühne das Größte. Aber dutzende Stunden investieren, um eine Stunde auf der Bühne zu verbringen? Vergangenheit! Das Team entwickelt aus der eigenen Not heraus einen digitalen Agenten, der auf künstlicher Intelligenz basiert und Musikschaffenden das Leben erleichtert. In unserem neuen bayernkreativPORTRAIT erzählt uns Max unter anderem von Herausforderungen bei der Entwicklung, warum das Musikbusiness auch mit digitalem Agenten weiterhin ein „People-Business“ bleibt und was sich das Team für die Zukunft wünscht.

connactz

Dobner Angermann Film, 2021 Shooting im Wavelab, München

Liebes connactz -Team, erstmal herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung „Kultur- und Kreativpilot*innen 2022“! Mit connactz habt ihr einen digitalen Agenten für Musikschaffende entwickelt. Was kann er, was menschliche Musikagentinnen und -agenten nicht können?

Vielen lieben Dank für die Glückwünsche! Nun ja… 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr zur Verfügung stehen für 15 Euro im Monat wird für menschliche Musikagentinnen und -agenten wohl nicht machbar sein. Unser digitaler Agent erledigt nervige organisatorische Aufgaben, die normalerweise viel Zeit in Anspruch nehmen, automatisiert in wenigen Sekunden. Indem wir die Angebotserstellung, die Kalenderkoordination aller Bandmitglieder bis hin zur Vertrags- und Rechnungserstellung automatisieren, helfen wir Musikschaffenden sich auf Ihre Musik zu konzentrieren, anstatt zu viel Zeit mit lästigen Nebenaufgaben zu vergeuden.

Auf eurer Homepage schreibt ihr, „connactz wurde von Musikern für Musiker entwickelt“. Wie seid ihr auf die Idee gekommen, einen digitalen Musikagenten zu entwickeln?

Unser Kernteam besteht selbst aus Musikern. Live aufzutreten ist für uns – wie für beinahe alle Musikschaffende – wohl das Größte. Aus unserer eigenen Erfahrung wissen wir: Der Weg bis zur Bühne ist auch leider immer ein organisatorischer Albtraum. Auftrittsgelegenheiten suchen, Angebote schreiben, Proben organisieren, Tourkalender planen, Verfügbarkeiten abklären… für eine Stunde auf der Bühne beschäftigt man sich im Hintergrund dutzende weitere Stunden mit Themen, die eigentlich so gar nichts mit Kunst und kreativer Leidenschaft zu tun haben. Aus dem eigenen Bedarf heraus und mit dem Knowhow, was mittlerweile technisch möglich ist, war uns klar: Das muss einfacher und schneller gehen. Die Idee eines digitalen Agenten war geboren.

Was waren die besonderen Herausforderungen bei der Entwicklung?

Wie viele Musikschaffende haben uns auch wir über die Jahre bei der Organisation von Live-Auftritten schlichtweg mit vielen nervigen Aufgaben abgefunden und diese als selbstverständlich angesehen. Bei der Entwicklung unseres digitalen Agenten müssen wir diese Prozesse aber jedes Mal neu hinterfragen: „Braucht es diesen Button wirklich?“ oder „Geht das nicht noch etwas einfacher?“. Da wir komplexe Aufgaben für Jede und Jeden einfach anwendbar machen wollen, müssen wir unsere Konzepte ständig neu hinterfragen.

Es wird derzeit viel diskutiert, ob KI die Arbeit des Menschen obsolet machen wird. Was würdet ihr dem entgegenhalten, wie schätzt ihr euren digitalen Agenten ein? Ein Ersatz der menschlichen Arbeit? Eine Ergänzung? Nur im Zusammenspiel mit Menschen möglich?

Das Musikbusiness ist ein „Peoples‘ Business“ und lebt auch von der persönlichen Interaktion. Diese Interaktion, bspw. zwischen Musikschaffenden und Veranstaltenden, ist enorm wichtig und soll auch gar nicht von unserer KI übernommen werden. Ganz im Gegenteil: Unser digitaler Agent soll die repetitiven organisatorischen Aufgaben übernehmen, damit Musikschaffende mehr Zeit haben für Dinge, die sich eben nicht mit gutem Gewissen automatisieren lassen, wie bspw. der Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen oder den Veranstaltenden.

Menschliche Agentinnen und Agenten können mit unseren Automatismen ihre Zeit effizienter nutzen und sich zum Beispiel mehr auf die künstlerische oder marketingtechnische Entwicklung, wie die Auswahl des Albumcovers oder die Interaktion mit den Fans ihrer jeweiligen Künstlerinnen und Künstler fokussieren. Unser Tool wird keinen menschlichen Agentin und Agenten ersetzen. Deren Aufgabenbereich wird sich allerdings verlagern: Weg von organisatorischen hin zu mehr kreativen Aufgaben.

Neben dem „Start?Zuschuss“-Förderpreis des Freistaats Bayern, den ihr 2021 erhalten habt, seid ihr im letzten Jahr als Kultur- und Kreativpiloten ausgezeichnet worden. Was bedeutet das für eure Arbeit? Haben die Auszeichnungen Auswirkung auf die Außenwahrnehmung eures Angebots und die Gewinnung neuer Kundinnen und Kunden?

Diese Preise sind für uns als Gründer eine großartige Bestätigung unserer Mühen. Expertinnen und Experten aus der Start-up-Szene und der Kultur- und Kreativwirtschaft sagen uns anerkennend, dass wir hier etwas Tolles entwickelt haben, was vielen Musikschaffenden einen echten Mehrwert bieten wird. Das ist bei all der Arbeit, die für connactz anfällt, eine schöne Anerkennung. Inwieweit die Musikschaffenden wegen der Preise unseren Agenten nutzen, können wir allerdings nicht sagen.

Was wünscht ihr euch für eure Zukunft?

Wir wünschen uns nach den Corona-Jahren in erster Linie wieder tolle Gigs für unsere Musikschaffenden und ein Wiedererwachen der Live-Musikszene in Deutschland. Für uns selbst wünschen wir uns weiterhin so viel Begeisterung und Motivation und immer den richtigen Riecher für Ideen, wie wir Musikschaffenden noch besser helfen können.

Die bayerische Kultur- und Kreativwirtschaft ist vital, kooperativ, vielstimmig und zukunftsrelevant. Wir stellen dir bayerische Akteurinnen und Akteure vor. Wie gestaltet sich deren Geschäftsmodell? Was treibt sie an?

Du möchtest uns auch gerne ein paar Fragen beantworten und Teil unserer Kampagne „bayernkreativPORTRAIT“ sein? Dann schreibe uns gerne eine E-Mail an kontakt@bayern-kreativ.de mit dem Stichwort „bayernkreativPORTRAIT“.