#bayernkreativPORTRAIT: Bettina Müller, bekannt als Betty Mü, ist in München-Schwabing geboren und aufgewachsen. Einige Jahre verbrachte sie in New York, wo sie als Grafikdesignerin tätig war und ihre künstlerischen Fähigkeiten an der New York University und an der School of Visual Arts weiterentwickelte. Seit ihrer Rückkehr nach München hat sie sich als eine der bekanntesten Visual Jockeys (VJs) etabliert. Sie arbeitete beispielsweise für das Münchner Stadtmuseum und für das Gärtnerplatztheater sowie für zahlreiche Unternehmen. Zudem war sie mehrmals bei der ArtMuc, als einzige deutsche Künstlerin beim Lichtfest Leipzig sowie bei verschiedenen internationalen Veranstaltungen zu Gast. Mit ihrer Kunst begeistert die Münchnerin mittlerweile Menschen in mehreren Ländern Europas, in Südamerika und in Afrika. Betty ist bekannt für ihre künstlerische Vielfalt und Originalität. Ihre Werke zeichnen sich durch eine beeindruckende Ästhetik und innovative Nutzung von Video- und LED-Technik aus. Im Interview erzählt Betty Mü von ihrem beruflichen Werdegang, ihrer Arbeit und von ihrem Herzensprojekt …
Ich würde unglaublich gerne mal von einem Hubschrauber aus projizieren.
Betty Mü
betty mue
Bildnachweis: Miki Kuschel
Liebe Betty, als Video-, Projektions- und Installationskünstlerin erstellst du Videomappings, interaktive Installationen, Ausstellungen und immersive Räume sowie Live-Visuals und bewegst dich dabei zwischen Kunst und Design. Wie kamst du zur Videokunst?
Ich wurde sicher von meiner künstlerischen Familie inspiriert. Mein Onkel war zum Beispiel mitverantwortlich für die Ausstattung von Filmen wie „Das Boot“ oder „Die unendliche Geschichte“. Von daher hat mich das Bewegtbild von Kindesbeinen an fasziniert. 1995, nach der Schule, bin ich nach New York gezogen, wo ich als Grafikdesignerin gearbeitet habe und nebenbei die New York University sowie die School of Visual Arts besuchte. In meiner Freizeit experimentierte ich mit Super-8 Kameras und sammelte erste Erfahrungen mit Videokunst und Live-Visuals. Zurück in München habe ich dann bei Medienunternehmen wie Pro 7 das Animationshandwerk gelernt und privat mit ersten künstlerischen Videoinstallationen begonnen.
Du zeigst deine Arbeiten in Europa, Amerika und Afrika und hast dabei für bekannte Kulturinstitutionen, Unternehmen und Organisationen gearbeitet. Wie würdest du deinen kreativen Prozess beschreiben, wenn du ein neues Projekt beginnst? Welche Herausforderungen begegnen dir typischerweise bei der Umsetzung deiner künstlerischen Vision?
Es gibt keinen standardisierten Prozess oder ein Rezept nach dem Motto: „Wie backe ich meine Kunst“. Oft stehen am Anfang Themen, die mich bewegen und inspirieren, über die ich nachdenke oder in die ich mich hineinfühle. Oder ich lasse mich von der Lust am Experimentieren treiben. Dann probiere ich neue Techniken aus, kombiniere sie vielleicht mit klassischem Handwerk, wodurch wieder etwas aufregend Neues entstehen kann. Manchmal sammeln sich aber auch einfach poetische Bilder in meinem Hinterkopf, die ich erst nach Jahren wieder hervorhole, wenn ihre Zeit gekommen zu sein scheint. Last but not least gibt es viele Arbeiten, die ich über die Zeit stetig weiterentwickele – und die auf diese Weise wunderbar lebendig sind.
Mit welchen Themen oder Motiven beschäftigst du dich in deiner Kunst und weshalb sind diese für dich wichtig? Welche Kunstformen inspirieren dich?
Mich bewegen sehr viele Themen, die häufig mit dem Einzelnen in der Gesellschaft zu tun haben. Zum Beispiel habe ich beim Lichtfest Leipzig mit einem überdimensionalen begehbaren Kaleidoskop an die Montagsdemonstrationen von 1989 erinnert – und gleichzeitig zu Zivilcourage in der heutigen Zeit aufgerufen. Mit meiner Initiative „VideoArt 4 Future“ beschäftige ich mich mit dem Thema Kunst und Klimawandel. Und auch die Thematiken Weiblichkeit und Emanzipation sind für mich bis heute existenziell – ich befasse mich in meinen Arbeiten immer wieder damit. Die neuesten Entwicklungen der Kunst zu verfolgen, gerade auch in ihren progressivsten Ausprägungen, immersiv und interaktiv, mit AI, VR oder AR, das ist für mich sehr inspirierend.
Bei deiner Arbeit als Videokünstlerin spielt auch technische Innovation eine große Rolle. Gibt es eine bestimmte Technik oder Erfindung, die du gern einmal nutzen möchtest. Oder wartest du gar auf eine technische Innovation?
Ich beschäftige mich im Moment sehr mit Augmented Reality, um meine Kunstwerke auf eine andere Ebenen zu heben, dazu lasse ich gerade sogar eine eigenen AR-App programmieren. Daneben ist natürlich die Künstliche Intelligenz ein unglaublich spannendes Werkzeug. Die Frage ist: Wie kann ich sie als Ausdrucksmittel nutzen, ohne dass sie das Wesen und den Charakter meiner Kunst zerstört? Für mich ist das Thema KI so revolutionär wie die Erfindung der Fotografie. Die Porträtmaler von damals mussten plötzlich auch umdenken – doch was ist danach alles Wunderbares entstanden? Picasso hat einmal so schön gesagt: „Ich male die Dinge, wie ich sie denke, nicht wie ich sie sehe.“ Mit KI kommen wir jetzt erneut auf ein höheres Level.
Du bist in München-Schwabing geboren und aufgewachsen und hast in New York studiert und gearbeitet. Heute lebst du in München und Anzing. Warum bist du damals nach New York gegangen und was hat dich bewogen nach Bayern zurückzukehren?
Ich liebe München, aber irgendwie war es mir schnell zu eng und zu klein. Natürlich weiß man viele Dinge oft erst aus der Ferne richtig zu schätzen, von daher habe ich die bayerische Lebensart schnell vermisst.
Hast du ein Herzensprojekt, das du gern umsetzen möchtest?
Ja, klar: Ich würde unglaublich gerne mal von einem Hubschrauber aus projizieren – z. B. auf den Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor in Berlin oder auf den TimeSquare in New York. Also, wenn man mich fragt – ich bin dabei!
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