Die Digitalisierung könnte das Autofahren in den nächsten Jahren noch radikaler verändern als heute vorstellbar. Der Fahrzeuginnenraum wird dabei zu einem Fenster der virtuellen Realität, wie der Gründer des Würzburger Steinbeis-Forschungszentrums „Design und Systeme“ Prof. Erich Schöls bei dem vom Cluster Automotive organisierten Kooperationsforum „Interieur im Automobil“ am 17. Februar 2016 in Regensburg einem faszinierten Publikum erläuterte. Das Bayerische Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft war Kooperationspartner dieser Veranstaltung, um Kultur- und Kreativleistungen als Lösungsanbieter für die digitalen Herausforderungen in der Automobilindustrie vorzustellen.


Prof. Erich Schöls, der bereits seit den neunziger Jahren auf dem Gebiet der digitalen Informationsgestaltung forscht, ist sich sicher, dass die Digitalisierung mit ihren grenzenlosen Möglichkeiten aus dem Fahrzeug eine neue Plattform für Unternehmen aus ganz unterschiedlichen Bereichen schafft.

Bislang war das Auto in erster Linie ein Transportmedium. Inzwischen ist es ein rollender Computer, der getrennte Lebensbereiche geschickt miteinander vernetzt.

Der Gründer des Würzburger Steinbeis-Forschungszentrums „Design und Systeme“ beleuchtete beim Kooperationsforum „Interieur im Automobil“ am 17. Februar 2016 in Regensburg, welche Chancen und Potenziale die Verschmelzung der beiden Medien Auto und Computer ergeben. Ziel des von über 200 Teilnehmern besuchten Forums war es, neue Perspektiven des Innenraum-Designs aufzuzeigen – zum Beispiel bei Materialien wie Glas oder Beleuchtung als maßgebliche Faktoren für Stimmungen, Leistungsfähigkeit und Konzentrationsfähigkeit der Passagiere.

Künftige Fahrzeuge werden durch den Einzug von Social Media, Infotainment und Digital Lifestyle zu wesentlichen Orten, um neuartige Erlebnisse, Unterhaltung und Erholung zu erfahren. Der automobile Mehrwert wird daher immer weniger auf dem klassischen Fahrerlebnis, als vielmehr auf dem Genuss von digitalem Luxus beruhen. Vorausschauende Bedienhilfen wie Gestensteuerung und Spracherkennung übernehmen dabei die Steuerung der vielfältigen Systeme. Während diese Applikationen aufgrund des technischen Fortschritts jedoch „nur“ intelligenter werden, könnte eine mediale Erweiterung das Leben der Menschen – und natürlich auch das Auto der Zukunft – nachhaltig verändern: die Virtuelle Realität.

Computerspiel-Industrie als Treiber

Viele Entwicklungen werden dabei von der Computerspiel-Industrie getrieben. Bereits für verhältnismäßig wenig Geld erhältliche Hardware wie die „Google Glass“-Brille markieren den aktuellen Stand der Technik. Auch wenn sich diese Entwicklungen bislang noch nicht am Markt durchsetzen konnten, sind sie Türöffner und Beschleuniger für einen Marktbereich, der schon bald Industrie und Gesellschaft mit neuartigen Anwendungen erobern wird.

Das autonome Fahren und die Verschmelzung mit der Digitalität lassen ein Hypermedium entstehen, das dem Fahrer ein Wandeln durch verschiedene Zeiten und Welten ermöglicht

blickt Prof. Schöls in die Zukunft. Denn die virtuelle Realität generiere computergenerierte Umgebungen, die nicht mehr physisch, aber der Realität in Funktion und Wirkung sehr nahe sind. Diese Entwicklungen können das Interieur-Design grundlegend verändern – zum Beispiel, wenn bildfähige Oberflächen, die auch die Scheibenelemente mit einbeziehen, die sich derzeit im Automobil rasant ausbreitende Zahl an einzelnen Bildschirmen ersetzen. Damit könnte die in den Neunziger Jahren geborene Vision vom Fahrzeug als „CAVE“ – als Raum zur Darstellung einer dreidimensionalen Umgebung – einen gleitenden Übergang zwischen realer und generischer Information erlauben.

Ein großer Sprung wird dann stattfinden, wenn wir als Mensch einen virtuellen Raum betreten können, der in seiner visuellen Qualität nicht mehr von der Realität zu unterscheiden ist. Dann werden diese neuen Wahrnehmungswelten das menschliche Bewusstsein in Räume entführen, die bislang nur in unseren Träumen oder Phantasien existiert haben. Technologisch wird daran bereits gearbeitet.


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