Nur die wenigsten Menschen können sich etwas unter „frugalen Innovationen“ vorstellen. Ein Leitmotiv der Methode ist: „Mit weniger mehr schaffen“.

„Das Wort frugal hat französische und lateinische Wurzeln und bedeutet übersetzt in etwa „einfach, sparsam, bescheiden und tauglich“, weiß Dr. Petra Blumenroth, die aktuell bei der Bayern Innovativ GmbH, dem Träger von bayernkreativ, die Potenziale des Themenfeldes „Frugale Innovationen“ auslotet. „Einer der Hauptansätze ist, Ressourcenmangel als Chance zu begreifen.“ Wie das geht, erklärt die promovierte Biologin am Beispiel einer von Forschern der Eliteuniversität Stanford entwickelten Zentrifuge für Blutproben, die nur aus einem Bindfaden und zwei Blättern Papier besteht. „Eine Papierscheibe auf einem verzwirbelten Faden rotieren zu lassen, ist eigentlich ein altes Kinderspiel. Die entstehende Zentrifugalkraft reicht aber, um Blutplasma in einem Probenröhrchen von Blutzellen abzutrennen. Die „Paperfuge“ könnte in Entwicklungsländern eine Alternative zu teuren elektrisch betriebenen Zentrifugen sein, zum Beispiel um Blut-Schnelltests durchzuführen“.

Das Beispiel zeigt eindrucksvoll, wie mit frugalen Innovationen einfache, erschwingliche, nachhaltige und qualitativ hochwertige Produkte geschaffen werden können, die gleichzeitig wenig Ressourcen benötigen, wie Energie, Kapital, Zeit und Rohstoffe.

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„Paperfuge“ – Zentrifuge für Entwicklungsländer

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Anders als bei vielen herkömmlichen Innovationen steht bei frugalen Innovation nicht die bestmögliche, meist hochtechnologische Lösung im Vordergrund, sondern das Problem. Dies zeigt auch „aCar“, ein Forschungsvorhaben der TU München, das sich sich mit den Mobilitätsbedürfnissen in abgelegenen Gebieten von Sub-Sahara-Afrika beschäftigt. aCar soll mit modular integrierbarer, digitaler Technik einen besseren Zugang zu Gesundheitsversorgung, Bildung und Informationen ermöglichen.

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„aCar“ -Elektroauto für die Sahara

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„Frugale Innovationsprojekte bieten nicht zuletzt für Kreativschaffende große Potenziale“, ergänzt Johanna Lison, die zwei Jahre für das Bayerische Zentrum für Kreativwirtschaft gearbeitet hat und bestens mit der Kreativbranche vertraut ist. „In der Kreativwirtschaft entstehen neue Dinge oft auf ungewöhnlichen Wegen. Die Lösungen müssen einfach und an der Problemstellung orientiert sein, da den Kreativschaffenden meist keine großen Budgets und Ressourcen zur Verfügung stehen“, so die Innovationsexpertin.

Wie frugale Innovationen entstehen, stellen Dr. Petra Blumenroth und Johanna Lison derzeit bei spannenden Workshops in Bayern vor, so kürzlich am 20. September im JOSEPHS, dem Nürnberger Innovationslabor der Fraunhofer Gesellschaft.

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Die 20 Teilnehmer waren aufgerufen, die Problemstellung „Wie kommt ein afrikanisches Dorf an sauberes Trinkwasser?“ frugal zu lösen. Die Kreativmethoden „6-3-5“ zur Ideenfindung, „Canvas“ zur Ideenschärfung und „Sechs Hüte“ für die finale Diskussion aus unterschiedlichen Perspektiven führten schnell zu praxisnahen Ergebnissen. Der Praxischeck ergab, dass mehrere Lösungen tatsächlich bereits in Afrika zur Trinkwasserversorgung genutzt werden. Dass keiner der Teilnehmer aus Hydrologie, Entwicklungshilfe oder einem anderen auf den ersten Blick relevanten Themengebiet stammt, zeigt die Praxisnähe frugaler Innovationen.

Kriterien frugaler Innovationen

  • auf Kundenbedürfnisse zugeschnittene, neu durchdachte und entwickelte Produkte oder Dienstleistungen
  • neue Funktionalität /neue Produktarchitektur
  • deutlich geringere Kosten
  • einfach (zu nutzen/bedienen/anzuwenden)
  • robust /wartungsarm
  • ressourcenschonend
  • skalierbar (Volumenmarkt)

Wer sich für das Thema Frugale Innovation interessiert oder seine Ideen einbringen will, kann sich direkt an die Bayern Innovativ GmbH wenden.

Kontakt

Dr. Petra Blumenroth blumenroth@bayern-innovativ.de

Johanna Lison lison@bayern-kreativ.de